Damian Duchamps' Blog

Der Boden der Tatsachen

Posted in Alltag, Schulpolitik by damianduchamps on April 26, 2010

Es war ein tolles Wochenende auf dem 1. Regionaltreffen des ADZ NRW. Die Schule war inspirierend wie die Leute, die man kennenlernte. Passend schien die Sonne aus blauen Himmel, dazu der Frühling ließ flattern sein blaues Band. Und am Montag kommt man wieder in die Schule zurück. Der Himmel ist wolkenverhangen und man landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen.

Unsere Schulen sind grau und trist, die Ausstattung ist mager, die Pädagogik die von gestern und die Motivation im Kollegium im Keller. Und es könnte doch so anders sein – man hat es ja gesehen. Ein Ding der Unmöglichkeit wäre es nicht, auch die anderen Schulen zu Schulen mit toller Lernatmosphäre zu machen, wo die Kinder mit deutlich mehr Interesse ans Lernen gehen und die Lehrer mit Freude in den Unterricht gehen, um mit ihren Schülern zu lernen.

Nichts ist unmöglich – eigentlich

Und gerade dieses Wissen, dass es nicht unmöglich wäre, es nicht wesentlich teurer wäre, die Ausstattung kindgerechter zu gestalten, dass es möglich wäre, den Lehrern ausreichend Freiraum für nachhaltige Fortbildungen zu geben und sie in Teams in Klassen zu schicken, gerade dieses Wissen macht es so unbegreiflich. Mangel an finanziellen Mitteln ist es nicht. Unser Land ist trotz gesunkener Steuereinnahmen in Folge der Rezession ein reiches Land. Die Politik, sie ist verantwortlich. Die Prioritäten werden falsch gesetzt. In Zeiten des Wahlkampfes ist Bildung in aller Munde. Politiker lieben das Thema und versprechen, alles zu verbessern. Nur wer wirklich naiv ist, schenkt ihren Worten vielleicht noch Glauben. Bildung hat keine gut bezahlte Lobby, die ihre Lobbyisten in den Bundestag schickt und die Abgeordneten zu teuren Geschäftsessen in Berlins beste Restaurants einlädt. Bildung kann keine Abgeordneten für 300.000 Euro im Jahr in „Gremien“ setzen, wo sie dreimal erscheinen, Kaffee trinken, spazieren gehen und damit ihrer Pflicht genüge getan haben. Und Bildung hat keine großen Wirtschaftslenker, welche die Politik mit Zuckerbrot und Peitsche dazu bewegen, gigantische Subventionssummen zur Stützung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf ihre Firmenkonten zu transferieren, zum Wohle aller versteht sich. Bildung kann auch nicht auf die Hilfe der EU hoffen, die subventioniert lieber die Hersteller von Gummibärchen, dass diese beim Handel im Ausland nicht benachteiligt werden. Keine Lobby bedeutet, kein Geld. Stattdessen herrscht Mangelverwaltung am Schulstandort Deutschland. Deutschland hat nur ein Kapital, Bildung.

Hürdenlauf

An meiner Schule setzten wir uns heute wieder dran an die Umsetzung des 60-Minuten-Taktes. Die Stundenplaner werden nun Stundentafeln erstellen und für alle Kollegen, soweit absehbar, die zur Verfügung stehenden Stunden auf 60 Minuten Stunden umrechnen, um planen zu können. Wie es dann hinterher wirklich aussehen wird, ist wie immer offen. Zwar erwartet man, dass zum Ende der Sommerferien alles steht, personal- und stundenplantechnisch, doch dank der Launen der Dezernenten und Staatssekrtäre und wie sie alle heißen, können zwei oder drei schnelle Entscheidungen in Arnsberg oder Düsseldorf sämtliche Planungen Tage vor Schuljahresbeginn wieder über den Haufen werfen. Bei uns im Kreis stehen wieder einmal Versetzungen an. Im Nachbarkreis fehlen Hauptschullehrer und im eigenen Kreis hat man leichte Überbesetzungen und ausgeglichene Besetzungen. Um 15 bis 20 Stellen soll es gehen. Auf einer Schulleiterdienstbesprechung wird das Personal dann hin- und her geschachert, Lehrer als Zählvieh. Und wenn dort entschieden ist, heißt das noch nicht, dass die Personalbewegungen ein Ende haben. Verunsicherung in allen Lehrerzimmern. Wen wird es treffen? Dass man so nicht planen kann, wen interessiert das? Mit der Standardsicherung schwingt man von oben die Peitsche und versucht die scheinselbständige Schule zu Höchstleistungen anzutreiben. )Von Schülern, die keine Motivation verspüren, in diesem System zu lernen und Eltern, die der Schule die Unterstützung verweigern, will ich hier gar nicht reden.)

Das ist der Boden der Tatsachen. Welcome back to reality!

An meiner Schule ist es momentan sehr schwierig. Die Motivation ist schlecht wie die Stimmung auch, alle sind verunsichert und die Hürden bei der Umsetzung unseres Vorhabens scheinen gigantisch. Für mich heißt das, AUGEN ZU UND AB DUCH DIE MITTE.

Wir haben viel geplant, aber noch nichts vorzuweisen. Das soll sich in den nächsten Wochen ändern, wenn wir unsere Fortbildung machen und das Material fürs Förderband zusammentragen, erstellen, bestellen und so weiter. Schritt Eins ist jetzt das Erarbeiten der Förderschwerpunkte für die Halbjahre aller Jahrgangsstufen. Das soll bis Mitte Mai geschehen sein. Ich habe mit Google Docs Formulare vorbereitet, in welche die Förderschwerpunkte dann von den Fachkonferenzen eingetragen werden können, und am Ende hat man drei schöne Tabelle, für jedes Hauptfach eine, in denen alles übersichtlich zu finden sein sollte. Das kann ich dann schnell übertragen.

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4 Antworten

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  1. vilsrip said, on April 26, 2010 at 9:51 pm

    Yep. Nicht entmutigen lassen.
    Den Boden der Tatsachen als gegeben, aber nicht als unveränderbar hinnehmen. Wäre ja auch seltsam, wenn man die allgemeine Stimmung als ideal empfände …
    Viel Erfolg beim Fortbilden!
    Ich glaube, es ist dreierlei wichtig:
    1. Ganz ausführlich erklären, was die vorgestellte neue Methode, das neue Unterrichtsprinzip für Schüler UND für Lehrer bringt.
    2. Soweit wie möglich Einstieg erleichtern durch Vorarbeit.
    3. Auf die (verschüttete/versteckte) Kreativität der Kollegen vertrauen.

    • damianduchamps said, on April 26, 2010 at 10:06 pm

      Danke für die drei Tipps. Vor allem der dritte, der gefällt mir gut. Den Einstieg wollen wir durch Vorarbeit erleichtern, macht man als Steuergruppe durch das Planen fast schon automatisch. Andererseits wollen wir die Kollegen aber auch so intensiv wie möglich einbinden, und so früh es geht, so dass die Identifikation mit der Sache besser klappt. Wir hoffen aber vor allem, durch das Ergebnis hinterher zu überzeugen. Würden wir nicht davon ausgehen, dass der Gewinn für alle Seiten größer ist als die Anstrengung, machten wir uns nicht auf den Weg.

  2. pisaversteher said, on April 27, 2010 at 8:10 am

    mann, wieso holt ihr euch nicht mehr selbständigkeit und macht es selber! man kann das gejammer nicht mehr hörne. schluss mit depri, holt euch eure/unsere schulen endlich zurück. (sorry, damned bureaucracy)

  3. uberVU - social comments said, on April 28, 2010 at 10:30 am

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