Differenzieren in Google Classroom
Ein Hinweis zur datenschutzrechtlichen Problematik der Nutzung von Google Classroom in deutschen Schulen findet sich am Ende des Beitrags
Eines für alle
Problem
Innerhalb von Google Classroom kann man über das Anhängen von Dateien an ein Assignment an alle Schüler nur ein und dasselbe Material austeilen. Jeder erhält so das gleiche Material. Was, wenn man gerne differenzieren möchte?
Lösung
Will man differenzieren, muss man sich mit einem kleinen Trick behelfen.
Anstelle eines Materials, welches jeder Schüler in Kopie gleich erhält, wird ein nicht bearbeitbares Hyperdokument erstellt. Das ist nichts anderes als ein Dokument, welches Links enthält, die auf weitere Materialien verweisen.
Über dieses Hyperdokument, im Folgenden als das zentrale Arbeitsblatt bezeichnet, werden die Links zu den Differenzierungsmaterialien weitergegeben, welche die Schüler dann in ihren Drive kopieren, bearbeiten und anschließend als Lösung über die Aufgabenstellung/Assignment einreichen können.
OER – zentrale Probleme, die übersehen werden, und Lösungsansätze
Veranstaltungen wie das OER Fachforum 2016 im März in Berlin zeigen, dass OER mittlerweile nicht mehr nur in einem kleinen Kreis von Interessierten Thema ist, sondern auf eine breitere Basis gestellt wurde, wo man gemeinsam nach Lösungen sucht. Doch auch wenn es bereits eine gewisse Entwicklung gegeben hat, etwa durch die Aufnahme von OER in bestehende Plattformen, bleiben manche Probleme, die OER von Anfang an im deutschsprachigen Raum Schwierigkeiten machen, weiter bestehen. Das spiegelt sich auch im Programm des Fachforums wieder.
Ich möchte im Folgenden zwei Probleme aufgreifen, welche mir bisher viel zu wenig beachtet scheinen. Überwiegend beschreibe ich diese Probleme am Beispiel von Arbeitsblättern, weil mir diese die zur Zeit meist genutzte Form von OER scheint. Zu den dargestellten Problem sind Lösungen möglich, die auch, wenn man sie weiter denkt, einen Bezug zur gesamten Infrastruktur von OER haben.
OER leben von der Grundidee der freien Nutzung, des Remixens und des Teilens. Erklärt man Neulingen die verschiedenen Lizenzen von Creative Commons, so sind diese als einzelne Lizenzform oder in Kombination noch recht leicht zu verstehen. Nennung des Urhebers, Weitergabe unter gleichen Bedingungen, nicht-kommerzielle Nutzung, keine Ableitungen (Veränderungen) kann man auf einer rein theoretischen Ebene auch als jemand, der Creative Commons bisher nicht kannte, nachvollziehen. In der Praxis sieht das dann aber ganz anders aus.
Wo liegen die zentralen Probleme?
Die Probleme in der Praxis zeigen sich weniger in der einfachen Nutzung von OER. Arbeitsblätter werden oft einfach herunter geladen, vervielfältigt und im Unterricht eingesetzt. Selbst wenn sie abgeändert werden, ist das unproblematisch, da sie bisher, anders als der Idee von OER entsprechend, nicht wieder im Netz landen, um geteilt zu werden. Die Probleme ergeben sich vor allem dann, wenn eine spätere Veröffentlichung (Teilen) beabsichtigt ist.
Erstellen
Wie ein komplett selbst ohne jegliche fremde Inhalte erstelltes Arbeitsmaterial lizenziert werden kann, um als OER genutzt werden zu können, ist noch recht einfach. Jeder Neuling versteht hier, dass man selbst als Urheber zumindest eine Nennung des eigenen Namens (CC BY) einfordern kann. Kein Problem. Aber dann wird es schon komplexer. Viele OER Materialien, denen man begegnet, werden unter „gleichen Bedingungen“ (SA) weitergegeben. Was in der Theorie zunächst einfach klingt, wird jetzt zur unlösbaren Frage. Was heißt denn zu gleichen Bedingungen in meinem Fall? Was sind eigentlich meine Bedingungen? Wie mache ich diese deutlich? Es soll doch OER sein. Muss ich auch nicht-kommerziell (NC) angeben, um sicherzustellen, dass nicht andere meine Arbeit zu Geld machen?
Remixen
Eröffnen sich beim Lizenzieren von komplett selbsterstellten Materialien schon die ersten schwierigen Fragen zur Verwendung der Creative Commons Lizenzen, öffnet sich bei der Integration von fremden Materialien im selbst erstellen Unterrichtsmaterial ein ganzes Fass an Fragen. In das neue Arbeitsblatt, welches auch als OER veröffentlicht werden soll, will man ein Bild integrieren, das auf Flickr gefunden wurde. Wo findet man dort nun die Lizenzinformationen? Vielleicht finden sich die Buchstabenkennzeichnungen, die man kennt, vielleicht sind es Symbole. Manchmal steht einfach nur „Some rights reserved“ dort. Durch das Einfügen von externen Materialien wird die Frage nach der Lizenzierung des erstellten Arbeitsblattes mit einem Mal deutlich komplexer. Kann ich mein Arbeitsblatt noch CC BY SA lizenzieren, wenn das tolle Bild, welches ich gefunden habe, CC BY SA NC ist oder Public Domain? Sehr ähnliche Fragestellungen ergeben sich, wenn bestehende OER remixt werden sollen.
Veröffentlichen
Wer die beschriebenen Hürden mit der praktischen Nutzung der Creative Commons Lizenzen beim Erstellen eigener Materialien oder beim Remixen überwunden hat, steht nun vor dem nächsten Problem. Wie stellt man das Material wieder anderen zur Verfügung als OER? Nicht jeder hat eine eigene Webseite, die genutzt werden könnte. Dezidierte Portale, die OER sammeln und zur Verfügung stellen, wie 4teachers dieses für von Lehrern erstellte Materialien anbietet, gibt es bisher nicht. Wohin also? Eigene Webseite, wie geht das? Wer erfährt dann davon? ZUM.de weiß nicht, ist ja mehr als eine Arbeitsblattsammlung, aber man hat ja nur ein Arbeitsblatt.
Suchen und finden
Deutlich komplexer als auf den ersten Blick ersichtlich ist auch noch die Suche nach OER. Entweder man sucht gezielt auf einem bestehenden Portal wieEdutags.de oder auf einem Landesbildungsserver (weitere Möglichkeiten siehe Anlaufstellen auf open-educational-ressources.de) und ist dann auf deren Inhalte, Kataloge oder Metasuchen beschränkt oder man nutzt die Google Suche mit Lizenzfilterung. Es gibt jedoch viel mehr OER bzw. Creative Commons lizenzierte Materialien als diese Quellen erschließen. Die Meta Suche von Creative Commons verweist vor allem zu frei nutzbaren Medien wie Bildern, Grafiken, Videos und Audiodateien. Die Schwierigkeit hier ist, dass man die Suchmöglichkeiten kennen muss und dann auch je nach Fall in der Lage sein sollte, über Fremdsprachen zu suchen, um weitere Ergebnisse zu finden. Neben Bildern, Videos und Audio lassen sich so auch Texte finden. Die Suche gestaltet sich hier jedoch komplexer, da die Eingrenzung der Suchergebnisse schwieriger und die Beurteilung, ob der gefundene Text sich für den gedachten Zweck eignet, aufwändiger ist. Eine Suche etwa nach Anspruchsniveau des Textes und Umfang ist nicht möglich.
Was ist zu tun?
Die Beseitigung der beschriebenen Schwierigkeiten lässt sich am einfachsten durch eine starke Vereinfachung der Nutzung erreichen. Man muss die Dinge so einfach gestalten, dass sie ohne Expertenwissen nutzbar sind. Sie müssen quasi selbsterklärend sein. Die Nutzung von Creative Commons Lizenzen im Zusammenhang mit OER erfordert Wissen, über welches Normalnutzer nicht verfügen. Es ist zu schwierig.
Bei OER heißt das, wie oben ausführlich beschrieben. Es ist in der täglichen Praxis zu schwierig:
- eigene Materialien richtig zu lizenzieren
- Lizenzinformationen bei fremden Materialien aufzufinden und diese richtig einzubinden
- zu verstehen, welche Lizenzformen wie kombiniert werden können
- remixte Materialien richtig zu lizenzieren
Und außerdem ist es im Lehreralltag zu schwierig,
- erstellte oder remixte Materialien zu veröffentlichen.
Was benötigt wird, ist eine Plattform, welche es Nutzern erleichtert, Materialien zu erstellen und dabei fremde frei nutzbare Inhalte einzubinden, bestehende Materialien zu remixen und das Endprodukt wiederum zu veröffentlichen/teilen. Dabei hilft die Plattform den Nutzern, passende frei nutzbare Inhalte zu finden für das Erstellen oder Remixen und Creative Commons Lizenzen richtig zu nutzen und zu kombinieren. Eine Plattform, welche dieses leistet, wäre auch gleichzeitig eine mögliche zentrale Anlaufstelle für das Auffinden von über das ganze Netz verstreuten OER und anderen frei lizenzierten Medien und Materialien.
Wer jetzt denkt, toller Traum, wie soll das gehen, der liegt falsch. Warum? Die Bausteine, um eine derartige Plattform zu erstellen, sind zum großen Teil bereits vorhanden und müssen nur entsprechend kombiniert werden. Manche Elemente befinden sich noch in der Entwicklung, doch ihr Potential für eine Plattform für das Erstellen, Remixen, Veröffentlichen und Finden von OER ist bereits erkennbar.
Es geht hier nicht um DIE eine Plattform, denn diese wird es vermutlich nie geben. Seit es OER gibt, leben diese verstreut über das Netz (siehe auch OER-Plattformen der Zukunft – eine Übersicht auf LRZ). Die Mehrheit der gegenwärtigen Plattformen ist überwiegend statisch, Verzeichnisse, Linksammlungen oder Register mit Tags, zum Auffinden von Inhalten. Andere sind große in sich recht statische Repositorien, die durch ihre Nutzer nach und nach erweitert werden. Eine Plattform, wie die beschriebene kann jedoch über ihre Suche eine Klammer bilden.
KI
Zentrales Element der Plattform ist eine Meta Suche, welche Künstliche Intelligenz nutzt.
Betrachtet man gegenwärtige Entwicklungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), deep learning, machine learning und ähnlich, so zeichnet sich bereits recht gut ab, welches Potential hier entsteht. Computer sind so schon heute in der Lage, große Mengen an Inhalten in überschaubarer Zeit zu sichten, zu bewerten und zu verschlagworten. Ein gutes Beispiel, was möglich ist, bietet Google Fotos. Diese Plattform kann ihr unbekannte Fotos nach Inhalten durchsuchen. Sucht man nach einem roten Schuh, und in der zur Verfügung stehenden Bilderquelle ist ein solches Bild dabei, kann diese Plattform das Foto finden, ohne es zuvor gesehen zu haben, ohne dass das Bild mit einem Schlagwort versehen ist und es ist auch egal, ob der Schuh alleine abgebildet ist oder am Fuß einer Person.
Welches Potential sich gegenwärtig aufbaut, zeigen auch Beispiele wie der Google Knowledge Graph, den jeder schon gesehen, aber vielleicht noch nicht genauer angeschaut hat. Über den Google Knowledge Graph unterfüttert Google Suchergebnisse mit Informationen, die mittels semantischer Suche aus verschiedenen Quellen in einer Inhaltsbox zusammengezogen werden. Diese sind dann eben keine lose Reihung von Suchergebnissen, sondern haben eine sinnvolle Struktur (z.B. Benjamin Franklin). Vergleichbare Zusammenstellungen von Inhalten zu einem Thema oder einer Frage zeigt auch WolframAlpha. Auch die Google Suche selbst und Sortierung der Suchergebnisse arbeitet mittlerweile auf der Basis von KI und nicht mehr rein auf dem mechanischen Katalogisieren des Internets.
KI und eine OER Plattform – Suche
Künstliche Intelligenz und die damit zusammenhängenden Technologien werden vieles verändern in dieser Welt, vor allem, den Umgang mit großen Mengen von Daten. Es gibt bereits jetzt deutlich mehr OER und Creative Commons lizenzierte Inhalte und Medien als man vermutet, nur ist es schwierig, diese zusammenzuführen, da sie sich auf viele Plattformen verteilen. Mit entsprechendem Training wird eine Künstliche Intelligenz in der Lage sein, die innerhalb der Plattform vorliegenden Inhalte, sowie externe Inhalte nach Kriterien wie Thema, Anspruchsniveau, Nutzungszusammenhang, Lizenzierung und ähnlich zu sichten und zur Verfügung zu stellen. Inhalte und Lizenzen werden dabei als Module zusammenzufassen, die dann genauso eine Einheit bilden wie auf Flickr oder Wikimedia ein Bild und seine Lizenzierung. Diese Modularität wird, wie auch Torsten Budumlu im Beitrag OER-Plattformen der Zukunft – eine Übersicht meiner Ansicht nach richtig einschätzt, entscheidend sein wie auch die Möglichkeit zu Kollaboration.
KI und eine OER Plattform – Erstellen und Remixen
Aufbauend auf der intelligenten Suchfunktion und der Modularisierung stellt die Plattform außerdem einen Bereich bereit, auf welchem Nutzer OER erstellen, remixen und in verschiedenen Formaten veröffentlichen können.
Die Plattform bietet beim Besuch die Wahl, ob man bestehende Inhalte sucht oder neue Inhalte erstellen will. Startet man mit der Suche nach den oben genannten Kriterien, erhält man eine Anzahl Suchergebnisse. Entscheidet man sich für ein Suchergebnis erscheint die Option, dieses zur Grundlage zu machen für eigene Anpassungen bzw. für Remixen. Die Ansicht wechselt dann in den Arbeitsmodus. In Orientierung am bestehenden Inhalt des ausgewählten Materials tauchen nun in Feldern um dieses Material passende verwandte Inhalte auf. Was passen könnte, bewertet die künstliche Intelligenz der Meta Suche der Plattform am Inhalt des ausgewählten Materials. Es werden so passend Bilder, Videos, Audiomaterialien, Informationstexte, Begriffsdefinitionen, interaktive Übungen, Projektvorschläge, Links und ähnlich angeboten, die man einfach in das ausgewählte Material hineinziehen kann, so wie man aus dem gewählten Material Inhalte herauslöschen kann. Es entsteht so ein neues Material, ob das ein Arbeitsblatt sein soll, eine Lerneinheit für eine Lernplattform, ein Modul für ein interaktives Whiteboard oder ähnlich.
Wer komplett neue Inhalte oder Materialien erstellen will, startet direkt im Arbeitsmodus. Man kann Voreinstellungen vornehmen zur vorgesehenen Lerngruppe, dem Fach, dem Anspruchsniveau etc.. Dann schreibt man eine Überschrift, erstellt vielleicht schon eine Struktur und die Plattform liest mit und bietet nach kurzer Zeit passende Inhalte an, die dann direkt in der laufenden Erstellung des neuen Materials integriert werden können. Die Plattform kümmert sich beim Erstellen wie auch beim Remixen um die Lizenzierung. Sie prüft die Passung zur Lizenzierung schon genutzter Inhalte und übernimmt beim Integrieren eines Inhaltes oder Moduls die Urheberrechtsangaben und baut sie in das neue oder remixte Material mit ein. Der Nutzer braucht sich mit diesem Aspekt nicht befassen, außer es wird ein komplett neues Material erstellt und der Nutzer muss sich für eine Lizenzierung entscheiden.
Bereitstellen/Teilen
Für Nutzer ohne technischen Hintergrund und die Möglichkeit, erstellte oder gemixte OER auf einer eigenen Webseite zu veröffentlichen oder diese auf anderen Seiten einzustellen, sollte die Plattform eine Möglichkeit bieten, ihre Materialien direkt in der Plattform selbst abzulegen. Werden die Materialien in der Plattform erstellt, wäre das die naheliegende Option. Außerdem sollte die Plattform in der Lage sein, die erstellten Inhalte in verschiedenen Formaten bereitzustellen, so wie Google Docs in der Lage ist, ein PDF auszugeben oder ein docx und wie andere Software oder Plattformen HTML ausgeben können oder Scorm kompatible Formate.
Wie schon erwähnt, die Technologien bestehen bereits in großen Teilen. Selbst Künstliche Intelligenz sollte bereits im gegenwärtigen Entwicklungsstand nutzbar sein im beschriebenen Sinne. Anbieter wie Google stellen diese Software sogar zur Verfügung.
Google selbst ist auch ein gutes Beispiel für eine Plattform, die Inhalte durchsucht und dann entsprechende Werbung bereitstellt. Auch die automatischen Vorschläge von Suchbegriffen bei der Eingabe eines Schlagwortes sind ein Beispiel für die Steuerung von Suchen über Inhalte. Auf anderen Plattformen finden sich ähnliche Anwendungen.
tutory.de
Das alles klingt sehr nach Zukunftsmusik, ist es aber nicht, wie das Beispiel tutory.de zeigt. Eine ganze Reihe der oben beschriebenen Eigenschaften einer Plattform für OER ist in tutory bereits verwirklicht, in Ansätzen erkennbar oder vorstellbar.
tutory ist eine Online Plattform, auf welcher OER erstellt und geteilt werden können. Die Macher haben meiner Meinung nach einen guten Weg in die richtige Richtung eingeschlagen. Vorerst kann man in der Plattform nur Arbeitsblätter erstellen und die Funktionen sind bisher recht beschränkt. Noch steht tutory.de am Anfang, doch die Plattform zeigt die Tendenz gut an, wohin die Entwicklung gehen sollte, um die Erstellung, das Remixen und auch das Teilen von OER für Normalnutzer zu vereinfachen. In Bezug auf die Vereinfachung von OER sollen hier kurz die Elemente herausgestellt werden, welche wegweisend sind.
Module
Ein Arbeitsblatt besteht aus diversen Modulen. Das sind Bilder, Textblöcke, Überschriften, Formeln, Tabellen und graphischen Elementen. Die Modularisierung erinnert etwas an die Textverarbeitung von Pages oder Layoutprogramme, ihre Funktion geht jedoch über das Layouten einer Seite hinaus. Jedes Bild und jeder Textbaustein sind auch gleichzeitig Träger ihrer Lizenzinformationen bzw. mit diesen verknüpft.
Neu erstellen und remixen
In tutory ist es einmal möglich, neue Materialien zu erstellen oder bestehende als Grundlage eines neuen Materiales zu nehmen. Für letzteres wird eine Kopie angelegt, die sich dann nach eigenen Vorstellungen verändern lässt, indem Inhalte gelöscht und neue hinzufügt werden. Neue Materialien werden mit Klassenstufe, Bildungsgang, Fachbereich, Sozialform und Arbeitsmethode getaggt und mit Überschrift, Beschreibung und Begriffe versehen, was das Finden in der Suche hinterher ermöglicht.
Integrierte Suche nach Creative Commons lizenziertem Bildmaterial
In die Erstellungs- und Bearbeitungsfunktion integriert ist eine Suche nach Bildmaterial auf Pixabay, OpenClipart, Wikimedia und Flickr, vergleichbar der Creative Commons Suche. Der besondere Clou ist hier, dass der Nutzer ein Bild in sein OER übernehmen kann und die Plattform integriert es samt der Lizenzinformationen. Das erleichtert diesen Teil für Nutzer ungemein und könnte weiter ausgebaut werden.
Durchsucht werden über die Medienplattformen hinaus auch noch alle Inhalte in der tutory selbst, also Bilder, Aufgabenstellungen, Hinweise, Zitate etc.. Während die Bildersuche schon sehr gut funktioniert, gibt es hier aber noch Verbesserungsbedarf.
Lizenzierung
tutory behandelt ein Arbeitsblatt als eine Zusammenstellung von Modulen. Jedes Modul wird einzeln lizenziert. Fremde Materialien werden mit den Lizenzen des Ursprungs versehen. Ein Text aus der Wikipedia erhält etwa die damit verbundene „Creative Commons Attribution/Share Alike“ Lizenz. Auch ein Link zur Herkunft und ein Autor werden benannt. Für eigene Inhalte gibt man sich selbst als Autoren an und wählt eine Lizenz. Bevor ein Arbeitsblatt veröffentlich werden kann und in den Materialpool der Plattform gelangt, wo alle Nutzer darauf zurückgreifen können, muss der komplette Inhalt urheberrechtlich abgesichert sein, sprich also jedes Modul Erst dann steht das Arbeitsblatt bzw. stehen die Module in der Allgemeinen Suche zur Verfügung. tutory bietet neben der Public Domain Lizenzierung CC BY und CC BY SA Lizenzierung und Unterstützung bei der Auswahl an. Die Lizenzierung ist über die Plattform abrufbar. Auf dem Arbeitsblatt findet sich in der PDF Form lediglich ein Link dazu.
Veröffentlichen/Teilen
Nach Absicherung der Lizenzierung der Module können die Inhalte auf tutory veröffentlicht werden. Es ist möglich, auf dann auf dieseAuch ein Download als PDF Arbeitsblatt ist möglich. Dieses kann über den direkten Link geteilt werden.
Ausblick
Ich hoffe, ich konnte in etwa umreißen, wo ich die zentralen Probleme bei der Nutzung von OER sehe und welche Lösungen sich meiner Meinung nach abzeichnen. Natürlich gibt es auch noch die Probleme um die Bekanntheit, die Akzeptanz, die Qualität und die Finanzierung von OER. Aber um die sollte es hier nicht gehen. Sicher ist für mich jedoch, dass ohne eine Lösung der von mir genannten Probleme OER nicht wirklich funktionieren wird, außer man verzichtet auf das Remixen und Erstellen durch die breite Masse der Nutzer und setzt statt dessen auf bezahlte Autoren. Das aber wäre nicht im Sinne von OER, wie es sich eigentlich versteht.
Künstliche Intelligenz wird auch in OER Einzug halten, in der einen oder anderen Form. Das ist absehbar, da KI viele Bereiche des Digitalen besetzen wird. Für OER wäre es ein Gewinn und würde viele Probleme lösen, von der Erstellung und dem Remixen bis zum Suchen und Finden.
Erreicht die deutsche OER Bewegung die Zielgruppe Lehrer?
Beim Thema der freien Bildungsinhalte (OER) hakt es an vielen Ecken und Enden, wenn man auf die deutsche Bildungslandschaft schaut. Nur wenige engagieren sich für das Thema, erstellen freie Bildungsinhalte, klären auf und werben. Die Zahl der Nutzer von freien Bildungsinhalten ist etwas größer, doch gemessen an der Zahl der in Deutschland am Bildungssystem beteiligten Akteure muss man feststellen – kaum jemand kennt überhaupt den Begriff oder die Idee dahinter. Das ist schon vielen in der OER Bewegung* aufgefallen, wenn sie sich in den Lehrerzimmern der eigenen Schule umhören.
Die Aktiven in der OER Szene blieben so bisher leider weitestgehend unter sich. Mit anderen Worten – die OER Bewegung schmort im eigenen Saft. Wer eine Online Veranstaltung zum Thema anbietet, predigt in der Regel zum Chor. Ich denke, genau an dieser einen Stelle liegt das Hauptproblem von freien Bildungsinhalten in Deutschland. Die eigentliche Zielgruppe, Lernende und Lehrende werden nicht erreicht. Vor allem aber Lehrerinnen und Lehrer gilt es, zu erreichen, denn sie könnten enorm profitieren von der Nutzung freier Bildungsinhalte und stellen zudem die Brücke zu den Lernenden dar, denen sie die Nutzung freier Bildungsinhalte nahebringen könnten.
Wer mit Begriffen wie OER, freie Bildungsinhalte (oder wie auch immer man OER übersetzen mag), Creative Commons und ähnlich nichts anfangen kann, wird im Berufsalltag auch nicht danach suchen. Viele Lehrerinnen und Lehrer, die ich aus meinem Berufsalltag kenne, ob aus dem eigenen Kollegium oder über Fortbildungen, nutzen das Internet regelmäßig zur Vorbereitung von Unterricht. Referendarinnen und Referendaren konnte ich dabei oft über die Schulter schauen. An erster Stelle stehen dabei wohl noch immer Arbeitsblätter zu bestimmten Themen. Auch Bildmaterial wird gesucht, um selbsterstellte Materialien zu illustrieren. Deutlich seltener gesucht werden Audio- und Videomaterialien. Extrem selten werden Materialien gesucht ,um ein eigenes Online Lernangebot zu erstellen, und nach Online Kursen zur Nutzung im eigenen Unterricht habe ich noch nie jemanden suchen sehen.
Bei der Suche wird in der Regel die Suchmaschine Google bemüht. Dass Google Ergebnisse filtern lässt nach Bildern, falls solche gesucht werden, ist manchem mittlerweile aufgefallen. Der Link dazu ist über den Suchergebnissen dafür leicht genug zu entdecken. Suchergebnisse werden angeklickt, kurz auf Tauglichkeit bewertet und eventuell heruntergeladen, um eine Bewertung vornehmen zu können. Alles muss schnell gehen, denn im Berufsalltag ist die Zeit knapp. Passt oder passt nicht, bzw. lässt sich mit wenig Aufwand anpassen oder notfalls auch nachgestalten, sind nach meinen Beobachtungen die einzigen Entscheidungskriterien. An das Urheberrecht denkt dabei kaum einer, denn die Verunsicherung durch den „Schultrojaner“ ist schon lange aus dem Bewusstsein der meisten verschwunden. Einige Lehrerinnen und Lehrer haben für sich Materialbörsen wie 4teachers entdeckt oder sogar ZUM. Unter welchen Bedingungen die dort angebotenen Materialien nutzbar sind, als OER oder nicht OER, ist ihnen dabei nicht bewusst und von daher als Nutzungskriterium nicht relevant. Es lässt sich einfach herunterladen und das reicht.
Das ist so, obwohl man sich in der deutschsprachigen OER Szene eben durchaus Gedanken macht und bemüht. Nachdem die OER Bewegung 2012 zeitweise etwas abflaute, ist nun neuer Schwung in die Bewegung gekommen. Wikimedia Deutschland engagiert sich, es gibt Online Kurse zum Thema, bei P2PU entsteht eben ein Kurs, Hangouts werden veranstaltet und man beschäftigt sich auf Barcamps damit, direkt wie auf dem OERCamp oder am Rande wie auf den EduCamps. Blogs und soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und Google+ werden von den Akteuren der OER Szene genutzt, um Informationen zum Thema zu verbreiten und es gab sogar eine OER-Anhörung im Landtag Düsseldorf.
All das hat bisher aber recht wenig daran geändert, dass die Thematik die eigentliche Zielgruppe, die Lehrer, so gut wie nicht erreicht. Ich vermute, wenn 5% aller Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen mit der Thematik vertraut sind und zum regelmäßigen Nutzerkreis gehören, dürfte das schon extrem hoch gegriffen sein.
Über die Ursachen der mangelnden Bekanntheit haben sich schon viele den Kopf zerbrochen. Sicherlich liegt es auch am Namen bzw. der Benennung, womit man sich bei uns schwer tut. Doch das ist nur ein sekundäres Problem. Wie die Werbung und ungewöhnliche Produktnamen immer wieder belegen, prägen wir uns auch diese ein, wenn sie entsprechend geschickt beworben werden und so allgegenwärtig sind, dass wir ihnen nicht ausweichen können.
Präsenz ist enorm wichtig. Hat man sich erst einmal auf eine einheitliche Benennung geeinigt und vor allem auf ein prägnantes Logo/ Design, muss nur noch Präsenz geschaffen werden. Die Creative Commons Icons sind eher nicht dafür geeignet, da sie zu klein und farblos sind.
Um eine Ankoppelung an die internationale OER Bewegung nicht zu verlieren, sollte ein Logo genutzt werden, welches sich an international gebräuchliche Logos anlehnt aber noch um etwas ergänzt ist wie „frei nutzbar“ oder ähnlich. Man könnte so z.B. das noch recht neue, blauweiße international verbreitete OER Logo mit den Händen/ Buchseiten nutzen.
Auch wenn OER sich an Lernende generell richten, ist und bleiben für mich die Hauptzielgruppe Lehrerinnen und Lehrer als Lernmittler. Wie kann man diese erreichen, wenn man auf offizielle Unterstützung durch Kultusministerien weitestgehend verzichten muss? Und wie kann man sie erreichen, wenn sie den Begriff OER gar nicht kennen, wie oben beschrieben, nicht danach suchen und nie eine erweiterte Google Suche nutzen?
Über Webseiten, die sich theoretisch mit dem Thema auseinander setzen, so wie etwa diese Seite selbst, erreicht man die Zielgruppe definitiv nicht, da Lehrerinnen und Lehrer gar nicht wissen, dass es solche Seiten gibt. Seiten wie diese hier tauchen zudem auch nicht in den Suchergebnissen auf, wenn man nach Materialien für den Unterricht sucht (außer man schafft es, die Seite entsprechend für die Suche über SEO zu optimieren). Auch über soziale Netzwerke, so sie denn von Lehrenden überhaupt genutzt werden, wird man das Thema ebenfalls kaum an die Zielgruppe herantragen können. Wer würde als Lehrer oder Lehrerin überhaupt auf die Idee kommen gerade dort, also etwa bei Twitter, Facebook oder Google+, nach Materialien für die Unterrichtsvorbereitung zu suchen oder Informationen über solche Materialien?
Die Hauptrolle bei der Verbreitung der OER Idee kommt meiner Meinung nach gegenwärtig den Webseiten, Portalen und Bildungsservern zu, welche selbst freie Bildungsinhalte anbieten, denn auf diese werden Lehrende am ehesten stoßen, wenn sie bei der Unterrichtsvorbereitung mittels der einfachen Google Suche nach Materialien suchen. Dass es sich dann um OER handelt, muss dort deutlicher herausstellt werden. Das OER Logo muss omnipräsent sein, groß und deutlich zu sehen, größer und deutlicher als normal bis ein größerer Bekanntheitsgrad erreicht ist und später kleiner. Eventuell sollte man Mittel der Online Werbung nutzen, wie das sich über einen Teil der Seite schiebende Feld, welches kurz darauf aufmerksam macht, dass es sich um frei nutzbare Materialien handelt und dass man dazu weitere Informationen erhalten kann. Dieses Feld sollte dann jedoch nicht abschrecken und direkt beim ersten Besuch auf der Seite angezeigt werden. Angebotene OER Materialien müssen ebenfalls das Logo tragen, soweit dadurch das Material nicht entstellt wird, wie im Fall von vielen Fotos etwa. Wichtig ist auch, dass die Materialien gut zu entdecken sind über einfache Google Suchen, indem sie entsprechend mit Meta Informationen versehen sind, die über die Creative Commons Lizenzangaben hinausgehen.
Es wird nie leicht sein, die Aufmerksamkeit der aktiv in der Bildung tätigen Personen für das Thema OER zu gewinnen, selbst wenn man, wie etwa in NRW, das Thema tatsächlich durch das Kultusministerium auf eine offizielle Schiene heben sollte. Selbst wenn man OER auf Bildungsservern anbietet, so wie in Rheinland-Pfalz, reicht das leider noch nicht aus, denn nicht jeder Lehrer kennt das Angebot dort. Von daher denke ich, müssen sowohl die OER Entdeckbarkeit als auch der OER Wiedererkennungswert als solche gesteigert werden und quasi die visuelle Qualität einer Marke bekommen. Erst dann werden Lehrer in der Masse aufmerksam werden und gezielt danach suchen und vielleicht auch Interesse entwickeln am theoretischen Hintergrund der freien Nachnutzbarkeit von OER.
*“Deutsche OER Bewegung“ bezeichnet hier keine Bewegungen mit organisierten Strukturen, denn diese gibt es nicht. Vielmehr ist gemeint die Summe aller zu diesem Thema aktiven Personen und Institutionen (Lehrerinnen und Lehrer, Edublogger, Lehrende und Forschende an Universitäten, Betreiber von Portalen und Bildungsservern, die Zentrale für Politische Bildung, Wikimedia, usw.).
Lokale und regionale Archive mit Creative Commons ins Netz
Vermutlich jede Stadt und größere eigenständige Gemeinde unterhält irgendwo ein Archiv, in welchem Schätze aus der lokalen Vergangenheit lagern. Dies sind zumeist Urkunden, Verwaltungsakten, Firmenakten, Nachlässe, Zeitungsartikel, Karten, Postkarten, Bücher, Briefe, Plakate und was sonst als geschichtlich relevant aufbewahrt wird. Alle diese Dinge sind je nach Archiv mehr oder weniger öffentlich zugänglich und können eingesehen und genutzt werden. Vielerorts schlummern diese Schätze im Verborgenen, oft sprichwörtlich in einem abgelegenen Winkel oder im Kellergeschoss des Rathauses oder eines anderen Verwaltungsgebäudes. In manchen Orten gibt es Geschichtsvereine, die in regelmäßigen Abständen Inhalte aus den Archiven in Form von Heften für interessierte Mitbürger publizieren. Manche veröffentlichen jährlich Kalender mit historischen Fotos. Nur wenige Städte und Gemeinden stellen die Inhalte Ihrer Archive online für die interessierte Öffentlichkeit. Häufig beschränken sie sich auf einen geschichtlichen Überblick in einer Rubrik Ihres Internetauftritts, teils noch mit briefmarkengroßen Bildchen, wie man sie in Zeiten eines Internets auf der Basis von Telefonwahlverbindungen in Homepages einpflegte. Teilweise findet man Verzeichnisse der Archivbestände, die sich nach Schlagworten durchsuchen lassen, nicht jedoch die Bestände selbst.
Das finde ich, sind vertane Chancen. Gerade die regionale Geschichte zählt mit zu den spannendsten Teilen der Geschichte, die wir haben. Viele kennen diese Geschichte nur in Bruchstücken aus den Erzählungen älterer Mitglieder der Familie. Das Interessante an der regionalen Geschichte ist der eigene Bezug zu dieser. Die Gegenwart baut auf der Geschichte auf und was vergangen ist, ist nicht immer gleich völlig verschwunden, sondern hinterlässt Spuren und diese lassen sich in der Gegenwart finden und begreifen.
Genau dieses macht Geschichte für Kinder und Jugendliche zu einem spannenden Thema und lässt sie die Welt mit anderen Augen erblicken. Geschichte ist mit einem Mal nicht länger abstrakt auf den Seiten eines Geschichtsbuchs in Form von Texten, Abbildungen und Grafiken verpackt, sondern erhält einen persönlichen Bezug. Geschichte in Form einer Dokumentation im Fernsehen wirkt auf Kinder und Jugendliche oft nicht anders als Unterhaltung, eine Geschichte in einer anderen Realität. Anders jedoch ist es, wenn sie mit dem Wissen um die Geschichte ihres Heimatortes über das Kopfsteinpflaster laufen und sich plötzlich vergegenwärtigen, dass viele Jahrzehnte zuvor Menschen so wie sie, jedoch in anderer Kleidung und mit einem anderen Leben, über genau das gleiche Pflaster liefen. Mit dem Wissen um die Vergangenheit betreten sie dann ein älteres Gebäude mit seinem längst aus der Mode gekommenen Baustil und leicht muffigen Geruch und fühlen sich vielleicht für einen Augenblick in eine entfernte Vergangenheit zurückversetzt, wenn sie sich erinnern, welche Funktionen dieses Gebäude zu jener Zeit hatte.
Hier hätte Geschichtsunterricht eine Gelegenheit, Geschichte wirklich mit Bedeutung zu versehen, spannend und interessant zu machen. Doch Archive führen ein verborgenes Dasein in der analogen Welt und die meisten schlafen ihren Dornröschenschlaf und bleiben für Schule und Bildung als Informationsquellen und Lernorte verschlossen. Wie Bibliotheken haben sie beschränkte Öffnungszeiten (falls sie überhaupt Öffnungszeiten haben) und liegen vor allem im ländlichen Raum außer Reichweite der Schüler. Das war schon zu meiner eigenen Schulzeit nicht anders. Nur wer gerade selbst vor Ort wohnte, die nachmittags schon einmal in die öffentliche Bibliothek. Doch wer außerhalb wohnte, setzte sich nicht in den Bus und fuhr extra in die Hauptgemeinde, um dort in die Bibliothek zu gehen. Das Internet kennt keine Öffnungszeiten und räumlichen Distanzen. Regionale und lokale Geschichte gehört für mich aus genau diesem Grund ins Internet. Es sollte Pflicht eines jeden Archivs sein, seine Inhalte über eine Internetpräsenz der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.
Die Stadt Heilbronn zeigt mit ihrem Stadtarchiv, wie das gehen kann und geht sogar noch einen Schritt weiter und bereitet Teile seiner Inhalte speziell für Schule und Unterricht auf. Letzteres ist sicherlich nicht für jede Stadt oder Gemeinde mit einem Archiv zu leisten. Doch es sollte zumindest möglich sein, historische Dokumente von öffentlichem Interesse abzufotografieren und zu verschlagworten und zumindest zum Teil auch zu transkribieren. Dieses könnte je nach Lokalität in Zusammenarbeit mit Universitäten und auch Schulen geschehen. Bei Schulen denke ich vor allem an die Oberstufen der Gymnasien. Unterstützung könnte man sicherlich auch durch Geschichtsvereine erhalten. Mancherorts haben Geschichtsvereine eigene Internetauftritte repräsentieren damit lokale Geschichte. Auch darauf könnte man aufbauen. Manche Städte haben so genannte Stadt Wikis, in welchen sich Bereiche zur Lokalgeschichte finden die eine Grundlage bilden könnten für die Arbeit der Archive.
Was Archive veröffentlichen, sollten sie unter Creative Commons Lizenzen als freie Bildungsinhalte (OER) für die Allgemeinheit bereitstellen. Beim Stadtarchiv Heilbronn hat man das getan, wenn auch leider mit einer ND Lizenz, die bedingt, dass man die Inhalte nicht bearbeiten darf.
Es sind sicherlich einige Hürden zu überwinden, wenn man Archive dazu bewegen möchte, ihre Inhalte im Internet zu publizieren. Viele Archive haben zumindest Teile ihrer Bestände digitalisiert. Für das Internet müssten diese Inhalte jedoch noch einmal aufbereitet werden. Dafür wird in vielen Archiven vermutlich das Know-how fehlen. Genauso wenig wird man dort etwas mit Creative Commons Lizenzen anzufangen wissen. Hier ist Aufklärungsarbeit zu leisten, indem man beispielsweise Workshops für Archivare anbietet, etwa von Seiten von Seiten der Universitäten, die in diesem Bereich deutlich mehr Erfahrung besitzen. Letzte Hürde ist sicherlich auch der Kostenfaktor. Will eine Stadt oder Gemeinde umfangreichere Mengen an Material aus dem Archiv im Internet präsentieren, braucht es entsprechender Strukturen im Internetauftritt. Entweder man hat Experten im Haus oder man muss diese engagieren. Eventuell kann man auf die Unterstützung freiwilliger interessierter zum Beispiel aus Geschichtsvereinen zählen.
Mein Aufruf – wenn Ihr Kontakt gehabt zu den Archiven bei euch vor Ort, fragt nach. Auch die politische Schiene kann gut funktionieren. Regionaler Bezug und Bildung zusammen sind immer ein Thema, welches sich gut verkaufen lässt.
Der Name ist Kapital – ein Plädoyer für die Creative Commons Attribution Lizenz
Noch ist die Zahl der Menschen und Institutionen gering, die ihre Inhalte im Internet unter einer Creative Commons Lizenz einstellen. Bei denjenigen, welche schon den Schritt gegangen sind oder welche gerade überlegen, diesen zu tun, herrscht häufig eine große Unsicherheit bezüglich der besten Lizensierung. Anders als im englischsprachigen Internet werden hierzulande auch von Privatpersonen sehr oft die beiden Lizenzform gewählt, welche eine kommerzielle Nutzung und eine Veränderung des Materials untersagen, NonCommercial und NonDerivative, oft sogar in Kombination.
Im Folgenden geht es mir primär um die Lizenzauswahl für Bildungsinhalte, die von in der Bildung tätigen Personen, allen voran Lehrerinnen und Lehrern erstellt werden. Es ist zumindest zum Teil auf Inhalte, die ihren Ursprung in kommunalen, landesweiten und staatlichen Behörden haben übertragbar. Für andere Institutionen, Firmen, Stiftungen, etc. gelten unter Umständen andere Spielregeln.
Die NonDerivative Lizenz untersagt jegliche Abänderung bzw. Bearbeitung des Materials und ermöglicht auch keine Werke, welche darauf aufbauen. Gewählt wird diese Lizenz vielfach, so steht zu vermuten, weil der Urheber eine unbestimmte Sorge hat, was andere aus seinen Werken machen könnten. Dazu mag noch kommen, dass viele der Meinung sind, es gäbe an ihren Inhalten nichts zu verbessern, nichts zu ergänzen und auch nichts zu reduzieren. Vielleicht hat jemand anders eine Idee und kann aus ihrem Werk etwas Schöneres und Besseres machen. Doch das können sich diese Urheber vielleicht nicht vorstellen. Deshalb soll mit der Lizenz sichergestellt werden, dass das Werk nur so weitergegeben wird, wie es ursprünglich erstellt wurde. Die weitere Nutzung schränkt diese Lizenz enorm ein. Bei Texten etwa kann man höchst noch vom Zitatrecht Gebrauch machen, mehr jedoch nicht.
Am weitaus häufigsten findet man im deutschsprachigen Internet NonCommercial Lizenzen (CC BY-NC, CC BY-NC-ND, CC BY-NC-SA). Sie werden vermutlich vor allem gewählt aus der Angst heraus, andere könnten die eigenen oft mit viel Mühe erstellten Inhalte nutzen und sich damit eine goldene Nase verdienen. Auch wenn man sich nicht sicher ist, ob und wie man dieses Geld eventuell selbst verdienen könnte, will man zumindest andere daran hindern. Sehr oft haben diejenigen, welche ihre Materialien NonCommercial lizenzieren, nicht einmal eine klare Vorstellung, wie viel diese überhaupt erlösen könnten. Es ist eben eine unbestimmte Angst vor der Übervorteilung durch andere. Deswegen möchte man auf Nummer sicher gehen.
Als Urheber, so denke ich, muss man sich frei machen von der Vorstellung, eine absolute Kontrolle zu haben über das, was man geschaffen und im Internet freigesetzt hat. Das gilt für jegliche Form der Lizenzierung, auch für das standardmäßige Urheberrecht. Ich bin damit nicht der erste, der dieses sagt und werde auch nicht der letzte sein.
Trotzdem möchte ich hier noch einmal ein deutliches Plädoyer abgeben für die Creative Commons Attribution Lizenz und zwar vor allem mit Bezug auf Bildungsinhalte bzw. Inhalte, welche für Bildungszwecke Verwendung finden können, und von Lehrerinnen und Lehrern oder nicht kommerziell funktionierenden Institutionen erstellt werden.
Nach der Creative Commons Null Lizenz, mit welcher Werke in die Public Domain übergeben werden, ist Creative Commons Attribution die einfachste Lizenz. Sie fordert lediglich, dass der Urheber in der von ihm spezifizierten Art und Weise bei Nutzung seiner Werke genannt wird. Attribution ist Bestandteil aller Creative-Commons-Lizenzen. Ich finde jedoch, für jegliche Bildungsinhalte im oben beschriebenen Sinne ist die einfache Attribution Lizenz völlig ausreichend. Natürlich ist es möglich, dass andere sich meiner Inhalte bedienen und sie zum Beispiel in einem Buch verwerten und dieses verkaufen. Oder sie nehmen die Inhalte und machen sie Bestandteil einer kostenpflichtig zu nutzenden Lernplattform. Verlage nutzen heute bereits häufig Bilder aus der Public Domain oder mit Creative Commons Lizenzen für Zeitungen, Zeitschriften und Onlinepublikationen. Das spart Kosten. Es ist deswegen auch durchaus vorzustellen, dass Bildungsverlage in absehbarer Zukunft auf Creative Commons lizenzierte Inhalte aus dem Internet zugreifen werden und diese in ihre Lehr- und Lernmaterialien integrieren. Auch das würde Geld sparen. Zwar erhalten die Autoren der Verlage auch gegenwärtig kein Vermögen für ihre Arbeit, doch umsonst ist immer noch billiger. Gerade das, so mögen jetzt einige denken, müsse doch ein Grund sein, dieses mit einer NonCommercial Lizenz zu verhindern. Ich meine, nein. Solange man das eigene Material unter die einfache Creative Commons Attribution Lizenz stellt, ist sichergestellt, dass bei einer Nutzung, egal durch wen und wie, immer der Urheber angegeben werden muss. Ein Lehrer oder eine Lehrerin, mit einer Seite voller interessanter und guter Materialien wird diese bald über das Internet und vielleicht darüber hinaus verbreitet sehen, immer mit der Angabe des Urhebers. (Sollten sich Nutzer daran nicht halten, lässt sich dieses Recht vor deutschen Gerichten sogar einklagen.)
Und genau das ist es doch, was man eigentlich möchte, wenn man seine Materialien ins Internet einstellt. Möglichst viele sollen davon etwas haben. Je mehr mit und an meinen Materialien etwas lernen können, umso besser. Warum also sollte man seine Materialien mit unnötigen Fesseln belegen? Das ist wie das Kunstwerk in der Vitrine – ansehen und bestaunen aber bloß nicht anfassen, bloß nichts damit machen. Je mehr die Materialien genutzt und weiter sie verbreitet sind, desto bekannter wird auch der Urheber werden. Ein bekannter Name (im positiven Sinne bekannt) ist wertvoll. Das sollte eigentlich jedem klar sein. Mein Name ist mein Kapital. Wer am Anfang steht, hat sich noch keinen Namen gemacht. Ein guter Name bedeutet soziales Kapital und kann sich zu gegebener Zeit sogar in barer Münze auszahlen. Das könnte der Fall sein, wenn Verlage auf der Suche sind nach Autoren und man aufgefallen ist durch die Qualität der bekannt gewordenen Arbeit. Vergleichbares hat es beispielsweise bei Flickr gegeben, wo Amateurfotografen Aufträge von größeren Firmen erhielten. Natürlich sind dieses Einzelfälle, teils die absoluten Ausreißer. Doch es hat auch kleinere Beispiele gegeben, wo Amateurfotografen Bilder oder Bilderserien zu guten Preisen abgekauft wurden. Warum sollte nicht ein Verlag kommen und meine Materialien kaufen? Solange der Verlag keine Probleme damit hat, dass diese Materialien auch im Internet frei verfügbar sind, wäre das doch eine interessante Sache. Würden sich meine Englischmaterialien mit Namensnennung in einem Englischbuch eines bekannten Verlages finden, toll! Dann hätte ich den ersten Schritt zum Autoren oder Mitautoren von Englischlehrwerken schon getan. Vorstellbar ist für mich auch, dass Schulen oder Universitäten aufmerksam werden auf Lehrerinnen und Lehrer, die gute Materialien im Internet verbreiten und bei der Besetzung von Stellen anfragen. Verbreitung wird man jedoch nur erzielen, wenn man seine Materialien so frei wie möglich lizenziert, ohne die Urheberschaft direkt komplett aufzugeben. Und dafür gibt es nur eine sinnvolle Creative Commons Lizenz – CC BY. Denkt mal drüber nach.
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