Damian Duchamps' Blog

Padlet – das digitale Einsteigertool für Lehrer

Posted in Kompetenzen, Tools by damianduchamps on September 4, 2016

marienkaefer-padlet

Padlet ist eines der einfachsten und genialsten Tools, welche das Internet aktuell für den Unterricht zu bieten hat. Es ist eigentlich nichts anderes als eine Pinnwand, an welcher Inhalte ähnlich wie Haftnotizen gesammelt werden können. Was mir daran besonders gut gefällt, sind vier Dinge:

  • Vielseitigkeit
  • Plattformunabhängigkeit
  • einfachste Nutzung für Schüler wie Lehrer
  • deutsche Sprache

Selbst begegnete ich Padlet, damals noch Wallwisher, erstmals 2010. Ich fand es so ansprechend, dass ich es direkt mit einer Klasse 5 im Englischunterricht nutzte, um Vokabeln zu sammeln. Jeder bekam den Link und alle legten los. Es klappte gut. Leider ging es nur im PC-Raum und das war mir zu aufwändig. Dieses Schuljahr (nach drei Jahren ohne Schule) kam Padlet bei mir erstmals wirklich umfangreich im Unterricht mit Tablets und Smartphones zum Einsatz, um als Lehrer Inhalte bereitzustellen und für meine Schüler um Ergebnisse einer Gruppenarbeit zu sammeln und darzustellen. Das funktionierte sehr gut.

Padlet, ein Tool für Einsteiger

Wo Tablets, Smartphones, Laptops oder anderer Geräte mit Internetzugang in den Unterricht integriert sind, ist Padlet in der Regel bekannt und ein Werkzeug unter vielen. Aber aller Anfang ist schwer. Die Hürden erscheinen interessierten Lehrern oft höher als sie tatsächlich sind. Gerade für erste Gehversuche im Unterricht mit digitalen Tools braucht es Werkzeuge, die sehr einfach zu nutzen sind und keine Vorkenntnisse benötigen. Padlet ist ein solches Tool. Deshalb steht es bei meinen Fortbildungen immer ganz vorne.

Das digitale Plakat plus

Plakate, diese unhandlichen großen Papiere, mochte ich im Unterricht noch nie. Als Lehrer muss man sie erst einmal besorgen, schleppt sie dann herum, ist darauf angewiesen, dass die Schüler auch Schere, Kleber und Marker dabei haben und Material, aus welchem ausgeschnitten werden kann. Meist fehlt wieder einmal irgend etwas. Und anschließend hängen sie vielleicht irgendwo bevor sie letztendlich im Müll enden. Selbst habe ich wegen dieser organisatorischen Hürden auf den Einsatz von Plakaten im Unterricht weitestgehend verzichtet. Referendare sehe ich aber noch immer regelmäßig damit auf dem Weg in die nächste Unterrichtsstunde. Mindestens eine Vorführstunde zeigt einen „Museumsrundgang“.

Enter Padlet

Dank Padlet geht es nun einfacher, denn Padlet ist Plakat + Schere + Kleber + Marker in einem und das Rohmaterial für das Ausschneiden und „Aufkleben“ liefert das Internet. Vorbei sind die Tage, wo ein Schüler wieder einmal etwas vergessen hat und nicht mitmachen kann. Vergessen wird allenfalls noch der Link zum Padlet, doch den hat ja der Lehrer. Nichts liegt herum, verknickt und verstaubt und landet spätestens zum Schuljahresende im Mülleimer. Als Zugabe können auf diesem digitalen Poster auch noch Filme, Audioaufnahmen, zusätzliche Dokumente und Links zu anderen Inhalten im Internet hinzugefügt werden. Und Freunde und Familien der Schüler können sich das Werk zum Schluss über einen Link auch noch ansehen. Tada!

Plattformunabhängig

Minimalanforderung für die Nutzung von Padlet ist ein Internetzugang und ein Browser. Das geht auf jedem Gerät. Für iOS und Android gibt es Apps, über die Padlets aufgerufen und bearbeitet werden können. Ein integrierter QR Code Scanner erlaubt es, Padlets direkt über ihren QR Code im App zu öffnen. Die Bedienung über Touch ist einfach. Doppelt tippen öffnet ein neues Pad oder ein bestehendes für die Bearbeitung. Auch für Chrome OS ist eine Erweiterung verfügbar. Padlets können sehr groß werden. Solange nur kleine Texte eingegeben werden oder ein Bild eingefügt wird, kommt man mit einem Smartphone oder 7“ Tablet aus. Wird ein Padlet umfangreicher, muss ein größerer Bildschirm her.

Benötigtes Vorwissen

Wer einen Browser bedienen kann und des Lesens mächtig ist, kann Padlet. Punkt!

Einfach, einfacher, am einfachsten

Die Bedienung von Padlet ist sehr einfach. Man kann mit „Neues Padlet“ direkt loslegen und die Sache ausprobieren. Ein Assistent führt gut erklärend durch die ersten Schritte: Name, Beschreibung, Layout, Hintergrund und Freigabe. Selbst Mitbenutzer sind ohne Anmeldung möglich, wenn die Standardeinstellungen gewählt werden und die Mitbenutzer (Schüler) den Link erhalten. Direkt vom ersten Padlet aus ist anschließend eine Registrierung möglich, um das Padlet dauerhaft zu sichern. Einmal registriert lassen sich nach Bedarf weitere Padlets anlegen. Beim Benutzen erschließen sich weitere Funktionen recht gut von alleine, etwa dass man Text im Padlet auch formatieren, verlinken und in Listen strukturieren kann.

Doppelklick/+ und loslegen

Neue Pads also Inhaltsfelder werden per Doppelklick oder über das Plus-Zeichen unten rechts erstellt und können dann mit Inhalten gefüllt werden. Inhalte wie Webseiten, Bilder, Videos, Lieder, Dokumente und ähnlich lassen sich per Link einfügen. Fotos, Videos, Audiodateien und Dokumente lassen sich auch hochladen. Jedes Pad kann mit einer Überschrift versehen werden und Text aufnehmen. Text kann formatiert werden, wenn man ihn markiert. Durch Ziehen lassen Pads sich in Größe und Form verändern. Mit Doppelklick auf ein Pad lässt es sich erneut bearbeiten oder löschen.

Multi-User

Padlet ist das ideale Werkzeug für kollaboratives Arbeiten. Wer über den Link verfügt, kann je nach Einstellung schreiben oder moderieren. Schreiben bedeutet für den einzelnen User, dass nur selbst erstellte Pads bearbeitet werden können. Moderieren erlaubt auch das Bearbeiten fremder Pads im Padlet.

Einsatzbeispiele

Padlet ist im Mehrnutzer Einsatz vielfältig zu verwenden. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

  • Schüler erarbeiten ein Thema in Gruppen. Nach der Vorbereitung werden die gesammelten Ergebnisse in Form eines Padlet zusammengestellt, ähnlich wie auf einem Plakat. (Laptop, PC, Tablet größer 7“)
  • Brainstorming für ein Thema. Alle Schüler der Klasse erhalten den Link und können ihre Beiträge einstellen. (Smartphone geeignet)
  • Elfchen oder Haikus gesammelt veröffentlichen. Link/QR Code ins Heft kleben. (Smartphone geeignet)
  • Argumente für eine Erörterung sammeln, eine Seite pro, andere contra. (Smartphone geeignet)
  • LdL – Schüler unterrichten andere Schüler. Sie arbeiten im Team und bereiten ergänzendes Material für eine kleine Unterrichtseinheit in einem Padlet vor. (Laptop, PC, Tablet größer 7“)
  • Von der letzten Klassenfahrt. Ausgewählte Bilder werden mit kleinen Texten von jedem Schüler beigesteuert. (Smartphone geeignet)
  • Ergebnisse eines Kunstprojektes. Jeder Schüler fotografiert sein Bild mit einem Smartphone oder Tablet und lädt es mit einem kleinen Text ins Padlet. (Smartphone geeignet)
  • Planung einer Klassenfahrt. Wenn das Ziel steht, kann in einem Padlet das Programm vor Ort geplant und dargestellt werden, mit Bildern, Informationen, Links und Karten. (Laptop, PC, Tablet größer 7“)
  • Da die einzelnen Pads sich auch verschieben lassen, kann von Schülern in Gruppen ein vorgefertigtes Padlet gemeinsam sortiert werden: Wortgruppen, Verben regelmäßig/unregelmäßig, Oberbegriffe/ Unterbegriffe, … (Laptop, PC, Tablet größer 7“)
  • In einem Padlet wird ein Inhalt (Film, Text, Bild) eingebunden und mit einer Aufgabe versehen. Das Padlet wird in Anzahl der Schülergruppen dupliziert und den Gruppen zugeteilt. Diese bearbeiten dann die Aufgabenstellung. Nach Abschluss wird das Padlet durch Umstellen auf „kann lesen“ für die Bearbeitung gesperrt. Die Gruppen vergleichen nun ihre Ergebnisse. Auch ein Museumsrundgang könnte sich anschließen.
  • Im Kunstunterricht wurden Skulpturen erstellt. Schüler fotografieren ihre Skulptur und stellen das Foto mit einer Erklärung in ein Padlet der Kunstgruppe. (Smartphone geeignet)

Einzelnutzer

Padlet ist auch für einzelne Nutzer interessant. Da es kein Vorwissen braucht, bekommt hier jeder Lehrer die Möglichkeit, auf einfachste Art eine kleine Webseite zu erstellen. Aber auch Schüler können ihr Padlet erstellen.

Einsatzbeispiele

Immer wenn eine schnelle, einfache Webseite benötigt wird, ist man mit Padlet gut aufgehoben, um Inhalte ins Netz zu stellen.

  • Es geht mal eine Runde in den PC Raum. Über das Padlets werden Links mit Recherchenaufträgen weitergegeben. Der Link zum Padlet kann über einen Dienst wie bit.ly verkürzt werden
  • Für den Einstieg in ein neues Thema wird eine Seite mit Informationen vorbereitet.
  • Ein Padlet wird als zentrale Seite für eine Unterrichtsreihe angelegt mit Links zu anderen Webseiten, Links zu Schüler Padlets, …
  • Über ein Padlet werden Materialien, z.B. Arbeitsblätter zum Ansehen und Herunterladen für die Schüler bereitgestellt.
  • Ein Padlet wird als einfaches Blog genutzt.

Padlet motiviert

Da man mit Padlet leicht ein Publikum außerhalb der Schule erreichen kann, ist die Motivation bei vielen Schülern größer. Sie können anderen zeigen, was sie in der Schule machen, der Familie und den Freunden. Über einen Link kann das Padlet in die Schulhomepage eingebunden werden. Tipp: vor der Veröffentlichung sollte das Padlet schreibgeschützt werden.

Die Nutzung  von Padlet macht kompetent

Als Werkzeug ist Padlet eben mehr als ein Plakat aus Papier. In seiner einfachsten Nutzung kann es ein Plakat 1:1 in seiner Funktion ersetzen. Aber damit hört es nicht auf. Plakate sind statisch. Ein Padlet kann Filme und Animationen aufnehmen und Links zu anderen Webseiten. Außerdem kann ein Padlet leicht über den Klassenraum hinaus gezeigt werden. Hier sind die Möglichkeiten gegenüber dem Plakat deutlich erweitert (aus Sicht von Unterrichtenden: im SAMR Modell auf der Stufe Augmentation).

So wenig wie es beim Plakat nur darum geht, mit Schere, Kleber und Marker umgehen zu können, so wenig steht bei Padlet das Handling im Mittelpunkt. Sicher muss auch dieses eingeübt werden, doch im Vordergrund steht bei der Nutzung von Padlet im Unterricht je nach Thema die Darstellung von Inhalten und ihren Zusammenhängen, die Organisation der Arbeit im Team und die Absprache über die Inhalte und gemeinsame Standards der Darstellung, die Weitergabe von erarbeiteten Ergebnissen an andere innerhalb der Lerngruppe oder über sie hinaus in die Öffentlichkeit des Internets und mehr.

Schüler nutzen Padlet

Bei der Arbeit mit Plakaten kommen oft nur die zum Zuge, die eine schöne Handschrift haben oder gut zeichnen können. Padlet bietet auch grobmotorischen oder zurückhaltenden Schülern eine Möglichkeit, sich in die Teamarbeit einzubringen. Digital schreiben alle schön und der digitale Raum bietet der Kreativität bei der Gestaltung größere Freiräume.

Für Schüler kann Padlet ein erster Einstieg in die Arbeit mit Webseiten sein, da die grundlegenden Möglichkeiten der Einbindung von Inhalten sehr ähnlich sind. Schüler, die mit Padlet umgehen können, sind auch in der Lage, einen Beitrag in einem Blog zu schreiben und mit Links, Bildern, Videos etc. zu versehen. In der gemeinsamen Arbeit an einem Padlet üben Schüler zudem die nötigen sozialen Kompetenzen ein, welche erforderlich sind, ein gemeinsames Projekt zu erstellen. Ohne Regeln und Absprachen wird es nicht gehen. Anders als beim Plakat, wo meist nur einer arbeiten kann, können hier in einer Gruppe wirklich alle gleichzeitig arbeiten. Soll das Padlet veröffentlicht werden, so dass es auch über Google zu finden ist, bietet Padlet einen guten Anlass, sich mit dem Thema Urheberrecht und Creative Commons auseinanderzusetzen.

Lehrer nutzen Padlet

Lehrern bietet sich Padlet als ein Instrument an, mit welchem sie erste Gehversuche machen können beim Einsatz eines digitalen online basierten Tools zur Gestaltung ihres Unterrichtes. Sie werden dabei merken, dass Padlet gegenüber dem Plakat weitaus mehr Möglichkeiten bietet und selbst neue Lernanlässe bietet. Wer mit Padlet positive Erfahrungen sammelt, und das wird man, wird Zutrauen gewinnen, neugierig werden und sich auch nach anderen digitalen Tools umsehen.

Vor dem ersten Unterrichtseinsatz

Bevor man als Lehrer Padlet (oder andere digitale Werkzeuge) im Unterricht einsetzt, sollte man sich zunächst im Klaren sein, was man damit erreichen möchte. Es geht um Unterrichtsentwicklung. Padlet ist natürlich auch ein Lerngegenstand aber nur nachgeordnet. Welche Lerngelegenheiten möchte ich durch den Einsatz von Padlet im Unterricht für meine Schüler ermöglichen? Außerdem sollte man sich selbst ausreichend vertraut gemacht haben mit Padlet. Erschließen sie sich selbst Inhalte mit einem Padlet, nutzen sie es selbst zum Lernen, bereiten sie damit ein Thema auf. Mit dieser Erfahrung können sie abschätzen, welche Anforderungen Padlet an ihre Schüler stellt und welche Möglichkeiten es ihnen bietet, Lernprozesse zu gestalten, welche Lerngelegenheiten es ihnen erschließt. Nutzen sie Padlet gemeinsam mit Kollegen einer Fachkonferenz, um ihr schulinternes Curriculum weiterzuentwickeln oder ein neues Themenfeld gemeinsam aufzubereiten. So erfahren sie die Möglichkeiten kollaborativen Arbeitens mit Padlet selbst und können sie anschließend ihren Schülern vermitteln.

7 Antworten

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  1. […] Wie Padlet funktioniert und was genau man damit machen beschreibt Damian Duchamp hier ausführlicher… […]

  2. […] Weitere Anregungen finden sich im Artikel „Padlet – das digitale Einsteigertool für Lehrer“ von Damian […]

  3. Padlet – IFProfs und Web 2.0 said, on Februar 5, 2018 at 3:14 pm

    […] Damian Duchamps‘ Blog Padlet – das digitale Einsteigertool für Lehrer […]

  4. […] Padlet – das digitale Einsteigertool für Lehrer | Damian Duchamps' Blog. Padlet ist eines der einfachsten und genialsten Tools, welche das Internet aktuell für den Unterricht zu bieten hat. Es ist eigentlich nichts anderes als eine Pinnwand, an welcher Inhalte ähnlich wie Haftnotizen gesammelt werden können. Was mir daran besonders gut gefällt, sind vier Dinge: VielseitigkeitPlattformunabhängigkeiteinfachste Nutzung für Schüler wie Lehrerdeutsche Sprache Selbst begegnete ich Padlet, damals noch Wallwisher, erstmals 2010. Padlet, ein Tool für Einsteiger Wo Tablets, Smartphones, Laptops oder anderer Geräte mit Internetzugang in den Unterricht integriert sind, ist Padlet in der Regel bekannt und ein Werkzeug unter vielen. […]

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