Damian Duchamps' Blog

Warum Trump ein Argument für den digitalen Wandel in Schule ist

Posted in Kompetenzen, Medienwelt, Uncategorized by damianduchamps on November 9, 2016

Mit den Möglichkeiten sozialer Medien haben viele Menschen sehr viele Hoffnungen für die Demokratisierung der Welt verbunden. Das Internet demokratisiert die Medien und gibt jedem eine Stimme. An vielen Stellen hat man in den letzten Jahren gesehen, wie die sozialen Medien politische Bewegungen unterstützt und vorangetrieben haben. Der arabische Frühling ist ein Beispiel dafür. Die Türkei und ihre Unterdrückung der sozialen Medien ist ein anderes Beispiel für die Wirkungskraft von Twitter, Facebook, WhatsApp und ähnlich.
Bei der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten hat sich im Wahlkampf jedoch noch eine gänzlich andere Seite des Potenzials der sozialen Medien gezeigt. Wie kein anderer Präsidentschaftskandidat zuvor, verstand es Donald Trump, die sozialen Medien zu instrumentalisieren, für seine Zwecke. Die großen Medien, Fernsehsender und angesehene Tageszeitungen waren bisher für viele Menschen Instanzen verlässlicher Informationen, ähnlich wie Institutionen der Regierung, Behörden und Ministerien. In seinem Wahlkampf führte Trump ein Feldzug gegen diese Medien und Institutionen und sprach ihnen jegliche Glaubwürdigkeit ab. Was nicht wahr sein soll, kann nicht wahr sein. Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Das Establishment, so suggerierte Donald Trump, habe sich gemeinsam mit seiner Gegnerin gegen ihn verschworen und würde die Wahrheit aus diesem Grund manipulieren. Infolge glauben viele seiner Anhänger bisherigen traditionellen Quellen verlässlicher Berichterstattung und Information nicht länger. Sie begaben sich in die Trump Filterblase und bezogen ihre Informationen und die Trump Version von Wahrheit vor allem aus den sozialen Netzwerken, denen sie mehr Vertrauen und Glauben schenkten.

Welche Schlussfolgerungen muss man daraus für Schule und Bildung ziehen? Für mich ist ganz klar, der digitale Wandel sollte möglichst schnell in Schule kommen, um unsere Schülerinnen und Schüler als zukünftige Bürger und Wähler fit zu machen für die Herausforderungen einer Zukunft, in welcher es zunehmend wichtig wird, Fakt von Fiktion zu unterscheiden. Ganz zentral ist dabei die Vermittlung der 21st Century Skills, der 4 Cs, Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und im aktuellen Zusammenhang von besonderer Bedeutung, Kritik.

Schon jetzt kann man auch in Deutschland sehr gut verfolgen, wie Verschwörungstheorien ihre Kreise ziehen. Auf Facebook ist das sehr einfach. Gerüchte über Chemtrails, nicht zugelassene Martinsumzüge, übermäßige finanzielle Bevorzugung von Flüchtlingen und ähnlich machen die Runde. Für mich erschreckend, es sind in meinem Umfeld auf Facebook auch immer wieder ehemalige Schülerinnen und Schüler meine Hauptschule dabei. Es ist erschreckend, was für Dinge da umhinterfragt übernommen und weiterverbreitet werden.

Nur über Bildung und die Schulen kann unsere Gesellschaft die nachwachsenden Generationen stark machen, zukünftige Desinformationskampagnen und Manipulation von Informationen zu erkennen. Schüler müssen lernen, Informationen zu hinterfragen, andere Quellen zu finden, sei es von anderen Parteien oder gesellschaftlichen Gruppierungen oder auch von Nachrichtenorganen und Institutionen aus dem Ausland. Die Briten wären nicht hereingefallen auf die Behauptungen der Brexit Befürworter hätten sie diese hinterfragt und über andere Informationsquellen validiert.

Trump und Brexit machen mehr als deutlich, dass es höchste Zeit ist, dass Schule sich der Herausforderung stellt, und das ist nur möglich, wenn Schule den digitalen Wandel aktiv gestaltet und Verantwortung übernimmt. Das bedeutet auch, aus der Politik muss alle Unterstützung gegeben werden, dass   dieses gelingen kann, beginnend bei der Infrastruktur und endend bei der Qualifizierung des Personals. Unsere großen Parteien sollte ein natürliches Interesse daran haben, wollen sie nicht Gefahr laufen, irgendwann von einem ignoranten Aufschneider wie Trump ins politische Abseits gedrängt zu werden.

Fortbildung für den digitalen Wandel in Schule, wie ich sie wünschen würde

Posted in Schulentwicklung, Uncategorized by damianduchamps on November 6, 2016

Kürzlich war ich wieder einmal an einer Fortbildung beteiligt, an einem Gymnasium. Im Rahmen eines pädagogischen Tages sollte das Kollegium verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, wie man mit Smartphones, Tablets, Laptops, Apps und Online-Angeboten im Unterricht arbeiten kann. Von Seiten der Schule war ein WLAN bereitgestellt, das in allen Workshop Räumen zur Verfügung stehen sollte. Die Teilnehmer brachten eigene Geräte mit, konnten jedoch auch Tablets aus einem Pool ausleihen. Das klang vielversprechend. In der Praxis sah es dann für mich jedoch leider nicht ganz so günstig aus und ich konnte meine Angebote nicht so umsetzen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Auch die Teilnehmer meiner Workshops hatten ihre Probleme mit der Technik. Zudem gab es immer wieder Aussetzer im WLAN. Aufgrund des sehr restriktiven Zugangs zum WLAN konnte ich mein übliches Set-up von Projektor und Tablet nicht nutzen, sondern musste improvisieren und auf Kabel und Notebook zurückgreifen. In einem meiner Workshops stellte ich Padlet vor. Schwierigkeiten ergaben sich hierbei durch die unterschiedlichen Displaygrößen der Mobilgeräte. Mit einem Smartphone ist Padlet, so gut dieses Werkzeug auch ist, nur eingeschränkt nutzbar. Und dann gab es da auch noch andere Probleme durch mangelnde Kompatibilität von Browsern (etwa dem Samsung Browser mit dem schönen Namen „Internet“) oder beispielsweise Schwierigkeit von iOS, Dateien über das nicht zugängliche Dateisystem hoch zu laden. Und Zugangsdaten für das WLAN hatte auch nicht jeder.

Probleme wie diese spiegeln sicherlich die Schwierigkeiten wieder, mit denen Schulen  konfrontiert sein können, wenn sie auf BYOD ohne Vorgaben und improvisierte WLAN-Lösungen setzen. Zu einer erfolgreichen und gewinnbringenden Fortbildung tragen derartige Probleme jedoch definitiv nicht bei. Aus diesem Grund habe ich mir Gedanken gemacht, welche Voraussetzungen es braucht, um wirklich gute Fortbildungen zu gestalten, mit denen wir Lehrerinnen und Lehrer befähigen können, den digitalen Wandel an ihren Schulen zu gestalten.

Lernen unter idealen Bedingungen

Günstig wäre es, wenn Lehrerinnen und Lehrer zunächst unter möglichst idealen Bedingungen lernen könnten. Unter idealen Bedingungen verstehe ich hierbei kein Setting, welches die technischen Möglichkeiten bis zum allerletzten ausreizt. Vorstellen würde ich mir vielmehr eine funktionierende, zuverlässige und gut zu bedienende Ausstattung auf einfachem Niveau. Das könnten einfache 10 Zoll Android Tablets sein, iPads, Chromebooks, oder wenn gar nicht anders möglich auch Notebooks oder Microsoft Surface Geräte. Mir persönlich würden, da ich damit gute Erfahrungen gemacht habe, Android Tablets reichen. Dazu sollte es ein stabiles WLAN geben, einen Projektor, der drahtlos verbunden ist, und einen Drucker. Außerdem sollte ein robuster Internetzugang vorhanden sein.

Man mag nun einwenden, und das habe ich über die Jahre immer und immer wieder gehört, dass man sich doch an den Gegebenheiten der jeweiligen Schule orientieren müsse, an dem, was dort vorhanden ist, da die Schule mit genau diesen Gegebenheiten arbeiten muss. Dieses Argument halte ich für unsinnig und zwar aus folgenden Gründen:

  • Lehrer sollten zuerst einmal erfahren, was überhaupt möglich ist und wie Unterricht idealerweise mit digitalen Tools gestaltet werden kann. Woher anders sollen sie sonst wissen, was machbar ist? Sie müssen positive Erfahrungen machen, müssen das Potenzial erfahren können und erkennen. Erst dann wird man sie wirklich für den digitalen Wandel gewinnen können. Dass dann an den einzelnen Schule sich dieses nicht unbedingt eins zu eins wird umsetzen lassen, ist eine andere Sache. Die Erfahrungen, welche die Lehrer in dem idealen Setting machen, werden aber die Richtschnur bilden für die Entwicklung, welche sie an ihrer Schule in Angriff nehmen. Sie wissen dann, was möglich ist, wie sie ihren Unterricht an der Schule verändern wollen und was sie dafür brauchen. Und dann werden sie sehen, dass sie die Bedingungen an ihrer Schule Schritt für Schritt in diese Richtung bringen, indem sie die schulinternen Lehrpläne entsprechend anpassen, das Lernmittelkonzept erstellen und ein entsprechendes Medienkonzept entwerfen.
  • Wer diesen Grund nicht akzeptiert, sollte sich vielleicht einmal fragen, warum Referendare noch immer für ihre Unterrichtsbesuche Traumstunden produzieren, Unterrichtsstunden, die sie in ihrem Berufsalltag so nie wieder durchführen werden, die einen enorm hohen Aufwand bedeutet haben, der im Alltag nicht zu leisten ist. Diese „Traumstunden“ sind aber eine Art Meisterstunden, eine Spitzenleistung, eine Richtschnur für zukünftiges Arbeiten. Auch wenn sie vergleichbare Stunden in ihrem Berufsalltag nie wieder halten werden, so wird die hohe Messlatte der Traumstunden trotzdem eine Richtung vorgeben für den Unterricht, den sie zukünftig halten.
  • Es ist darüber hinaus beruflicher Alltag von Lehrerinnen und Lehrern, Inhalte und Methoden an die jeweiligen Gegebenheiten ihrer Schule bzw. ihrer Lerngruppe anzupassen. Was als ideal vorgeben ist, lässt sich nur selten in der Praxis vor Ort umsetzen.

Wenn man den digitalen Wandel an die Schulen bringen will, muss man die Lehrerinnen und Lehrer dazu befähigen. Ich könnte mir hier in NRW vorstellen, dass jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt dafür mindestens einen Raum irgendwo bereitstellt, in welchem 20-25 Lehrerinnen und Lehrer unter Anleitung lernen, mit mobilen Zugangsgeräten und dem Internet ihren Unterricht weiter zu entwickeln. Würde man einen solchen Raum mit Internetzugang, WLAN, 25 Android 10 Zoll Tablets, einem Projektor, einem Drucker, eventuell irgendwelchen Softwarelizenzen usw. ausstatten, so würden die Kosten dafür deutlich unter 10.000 € liegen.

Lehrer als Lernende

Schulen, die sich auf den Weg machen wollen, würden Lehrerinnen und Lehrer für eine Woche vom Unterricht freistellen. Damit das für die Schulen zu verkraften ist, wäre es dann in der Regel eine Lehrkraft pro Schule. Ähnlich wie in einem Praxisseminar an der Universität würden die Lehrkräfte dann zunächst einmal in die Rolle von Lernenden schlüpfen und darüber selbst erfahren, wie es sich mit den Möglichkeiten digitaler Zugangsgeräte und dem Internet, mit Apps, Online-Plattformen und ähnlich lernen lässt. Danach würden sie selbst in die Rolle der Lehrer schlüpfen und die andere Seite kennen lernen. Sie würden also selbst Stunden vorbereiten und durchführen. Ihre Schüler wären jeweils die anderen Lehrerinnen und Lehrer. Nach der jeweiligen Stunde würde man diese im Plenum besprechen. So würden die Lehrerinnen und Lehrer sowohl die Perspektive der Lernenden als auch der Unterrichtenden kennenlernen und hätten eine erste Basis für die Weiterentwicklung der eigenen Arbeit. Dazu wäre auch wichtig, nicht nur die zuverlässig funktionierenden Geräte aus der Raumausstattung zu nutzen, sondern auch immer wieder eigene Geräte wie kleinere Tablets, Tablets anderer Betriebssysteme und Smartphones usw. zu nutzen, um zu erfahren, welche zusätzlichen Möglichkeiten, Einschränkungen, Hürden etc. sich damit ergeben können. Und so würden dann Woche für Woche die Lehrerinnen und Lehrer der Schulen im Kreis bzw. der kreisfreien Stadt diese Praxisseminare durchlaufen. Ganz wichtig wäre mir bei diesen einwöchigen Praxisseminaren, dass die Teilnehmer sich von Anfang an untereinander vernetzen, um sich auch nachfolgend weiterhin auszutauschen, anzuregen und zu unterstützen.

Vielleicht wäre es günstig, wenn die jeweiligen Gruppen aus schulformgleichen Lehrkräften bestehen. Man würde also Grundschullehrer zusammen fortbilden, Sekundarstufe 1 Lehrer und Oberstufenlehrer. Es könnte vielleicht auch sinnvoll sein, Lehrer von Förderschulen und Förderschulpädagogen in Gruppen zusammenzufassen. Beginnen würde man am besten vermutlich zunächst mit interessierten Lehrkräften. Sie würden sich am ehesten gewinnen lassen und könnten so das Interesse anderer Kolleginnen und Kollegen an der Schule anregen. Die Zahl der Interessierten, der Willigen und der Zögerer ist in einem Kollegium in der Regel größer als die der Unwilligen und Verweigerer. Man könnte mit diesem System sicherlich eine große Zahl von Lehrkräften erreichen.

Für die Lehrkräfte, welche die erste Schulung durchlaufen haben, sollte es in regelmäßigen Abständen Möglichkeiten geben, sich zu treffen und auszutauschen, über das Vernetzen über das Internet hinaus.

Nach dem ersten Durchgang sollte später man einen weiteren Durchgang machen, der dann stärker auf fachspezifische Möglichkeiten des Unterrichts mit mobilen Endgeräten und dem Internet ausgerichtet ist. Sicherlich werden Lehrkräfte schon auf eigene Faust Möglichkeiten erkundet haben und diese einbringen können.

Fortbildung die Akteure

Um die Praxisseminare durchführen zu können, braucht es natürlich auch Personal, welches selbst in der Lage ist Unterricht entsprechend durchzuführen. Daran mangelt es momentan definitiv. Aus diesem Grunde würde ich zunächst alle Fachmoderatorinnen und Fachmoderatoren entsprechend schulen. Sie müssen ohnehin für ihre Fortbildungen in Zukunft in der Lage sein, das Thema zu integrieren. Ich würde für diesen Personenkreis die Schulungen noch deutlich ausführlicher vornehmen. Es wäre natürlich günstig, wenn diese Personen auch an ihren Schulen entsprechend praktische Erfahrungen sammeln könnten, um das, was sie in der Fortbildung gelernt haben, umzusetzen und zu vertiefen. Man hätte dann die Medienberater und die Fachmoderatoren, um die Praxisseminare durchzuführen. Das sollte ausreichen, um die Wochenstunden abzudecken, die es braucht für ein einwöchiges Praxisseminar.

Die Zukunft

Sobald neue Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Studium und anschließend im Referendariat entsprechend ausgebildet werden, könnte die Fortbildung wie beschrieben eingestellt werden. Man würde dann neue Entwicklungen über regionale Netzwerktreffen, Edu Camps oder ähnlich an die Lehrerinnen und Lehrer herantragen und so die weitere Entwicklung der Schulen anstoßen.

Umsetzung vor Ort

Ich könnte mir vorstellen, dass sich diese Idee in der Praxis durchaus umgesetzten lässt. Zu klären wäre dafür, wer den Raum oder eventuell die Räume und die Kosten für die Ausstattung und den Betrieb trägt. In meinem Kreis gibt es sieben Kommunen. Wenn hier beispielsweise der Kreis einen Raum am Berufskolleg zur Verfügung stellte und die Infrastruktur (WLAN und Internetanbindung) und die Kommunen jeweils 1.000 € beisteuerten für die Ausstattung, dann wäre diese Idee finanziell umsetzbar. Da das Berufskolleg ohnehin technisch gut ausgestattet ist und bezüglich der IT betreut wird, könnte dieser eine Raum problemlos mit betreut werden. Denkbar wäre auch, dass der Raum vom Medienzentrum zur Verfügung gestellt wird. In größeren Städten mit großen Medienzentren nutzen Medienberater diese Räume schon lange für Fortbildungen. Das Kompetenzteam würde das Personal stellen. Die Freistellung von Lehrkräften für das Praxisseminar für eine ganze Woche wird für die Schulen nicht einfach sein und je nach Größe zu Belastungen führen. Es wäre ja im Prinzip so, als wäre auf Dauer einer Woche eine Lehrkraft krank, fehlt und muss vertreten werden. Normal müssen Schulen das irgendwie auffangen. Hier müsste vom Land Unterstützung kommen durch zusätzliche Lehrkräfte.

Würde sich meine Idee umsetzen lassen, wäre der Anschub für den digitalen Wandel in unseren Schulen sicherlich deutlich größer, als wenn man die Veränderung über Fortbildungen, wie ich sie zur Zeit in der Praxis erlebe, in Gang setzen will. Bei mir am Kreis werde ich mal werben für die Idee. Vielleicht zerplatzt meine Vorstellung wie eine Seifenblase, keine Ahnung, einen Versuch ist es mir aber Wert.