Präsentieren – oft mehr Schein als Sein
Durch @MatthiasHeil wurde ich auf dieses Fundstück aufmerksam: When PowerPoint Does More Harm Than Good [Presentations] http://j.mp/bFr81a. Da geht es um PowerPoint Präsentationen und das Militär. „It’s dangerous because it can create the illusion of understanding“, sagt da ein General und genau das, finde ich trifft im schulischen Kontext leider oft zu.
Für meine Begriffe wird Präsentieren als Kompetenz viel zu hoch gehängt. Früher gestalteten Schüler Plakate im Unterricht, um Inhalte zu visualisieren oder die Ergebnisse einer Gruppenarbeit festzuhalten und für eine Zeit aufzubewahren oder vielleicht für eine größere Zielgruppe auszustellen. Lehrer dachten dabei vor allem an Ergebnissicherung. Plakate brauchen Material und Platz und beides ist nicht immer leicht verfügbar. Der Aufwand ist nach heutigem Maßstab unverhältnismäßig hoch gemessen an der Kurzlebigkeit des Endproduktes.
In den Kernlehrplänen (NRW) heißt es zum Präsentieren z.B.:
Sie können Ergebnisse der eigenen Arbeit präsentieren, u. a.
- Notizen mit einfachen Informationen anfertigen, um einen eigenen Beitrag vorzubereiten,
- eine vorbereitete einfach strukturierte Präsentation zu einem vertrauten Thema klar vortragen. (a)
oder:
Medien zur Präsentation und ästhetischen Produktion nutzen (b)
oder:
Präsentationstechniken anwenden: Medien zielgerichtet und sachbezogen einsetzen, z. B. Tafel, Folie, Plakat, PC-Präsentationsprogramm (c)
oder auch:
Arbeitsergebnisse zusammenhängend mit mediengerechter Unterstützung präsentieren (d)
Präsentieren meint natürlich nicht nur digitale Präsentation. Es geht um das Darstellen und Vorstellen vor einer Gruppe von Mitschülern, um freies Sprechen mit und ohne Notizen. Dieses zu vermitteln ist auf jeden Fall notwendig, auch zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Mit Powerpoint bekam das Präsentieren eine neue Dimension. Hatte man vorher nur Overhead Folien, die man mühsam mit Folienschreibern gestalten musste, oder Plakate, die zu beschriften, bemalen und bekleben waren, eröffneten sich mit PowerPoint und ähnlichen Programmen ungeahnte Möglichkeiten. Material zur Illustration ist mit dem Internet kein Problem mehr und Vorlagen und Assistenten lassen auch wenig versierte Anwender schnell optisch eindrucksvolle Präsentationen erstellen. Das Ergebnis sieht nicht nur bunt und eindrucksvoll aus, sondern bedeutet auch noch Nutzung der neuen Medien. Man ist modern. Soweit so gut.
Mit den computergestützen Präsentation und der Leichtigkeit, mit der diese erstellt werden können, setzte jedoch mancherorts eine wahre Inflation der PowerPoint Präsentationen ein. Aus den USA liest man vermehrt Kritik dahingehend. Präsentationen verkommen zu voluminösen Darstellungen banaler Inhalte, die fehlende Tiefgründigkeit mit opulenten Effekten und Bilderfluten kaschieren. Gefördert wurde dieses in den USA durch eine vermehrte Forcierung auf computergestütztes Präsentieren und Lehrer die sich in ihrer Notengebung mehr am Schein als Sein orientierten.
Für Lehrer bieten Präsentationen mit PowerPoint und ähnlicher Software erstellt, auf den ersten Blick tatsächlich Vorteile. Man hat etwas Handfestes in der Hand, um Noten zu vergeben. Lehrer fallen aber leicht, so meine Beobachtung, in die Falle, in welche auch amerikanische Lehrer liefen, und bewerten Optik und Effekt-Gimmicks stärker als Inhalte. Ist es Unwissen oder Bequemlichkeit? Ich weiß es nicht.
Wie gut, dass unsere Lehrer dann doch noch nicht so medienvertraut sind und dauernd Präsentationen erstellen lassen. Oder sollten sie nicht doch mehr davon verstehen, dass sie dann, wenn ein Schüler zu Hause eine Präsentation für eine Biologiereferat erstellt hat, sich nicht von der Technik, die sie selbst nicht beherrschen, blenden lassen?
Cluetrain Manifesto of Education
Das Cluetrain Manifesto, das jetzt schon 10 Jahre alt ist und aktuell ist heute, wie damals – aber in Bezug auf die Wirtschaft – enthält eine Menge, das auch so für das Thema Bildung im Zeitalter von Web 2.0 gilt – und das nicht nur, wenn man Bildung als einen Markt versteht.
Ich habe ein wenig herumgespielt und versucht, das Manifest in deutscher Version auf Bildung umzumünzen. Eins zu eins war es nicht möglich. Das geht sicher noch viel besser. Wer Lust und Laune hat, kann diese Version gerne weiter optimieren in einem Google Doc unter http://bit.ly/cluetrain-edu. Ich werde es dann hier später aktualisieren. (Was bis zum 30.05. geändert wurde, findet sich nun hier.)
Das cluetrain Manifest
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Vernetzte Lernende…Vernetzte Lernende haben angefangen sich schneller selbst zu organisieren, als die Lehrer, von denen sie bisher unterrichtet wurden. Dank des Webs sind Lernende besser informiert, werden intelligenter und fordernder hinsichtlich der Qualitäten, die den meisten Schulen fehlen. |
…Menschen der Erde
Der Himmel ist offen bis zu den Sternen. Wolken ziehen am Tag und in der Nacht über uns. Ozeane senken und heben sich. Was immer ihr hört, dies ist unsere Welt, der Ort wo wir hingehören. Was immer man euch erzählt hat, unsere Freiheit kann uns niemand nehmen. Unser Herz hört nicht auf zu schlagen. Menschen der Erde, erinnert euch. |
95 Thesen
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Bildschirme sind schlecht – oh no, not again!
Auf dem ersten Regionaltreffen des ADZ NRW kam es in einer der ersten Sessions direkt zum „Clash of Cultures“. Die Advokaten des Lernens mit und durch Web 2.0 stießen mit einer Vertreterin der alten Schule zusammen, die mehr an den Schaden durch das über Bildschirme transportierte Medium glaubte als den Gewinn. Wo die beiden von der „Blogschule“ Möglichkeiten sahen, dem Lernen neue Dimensionen zu eröffnen, sah sie zusätzliche Zeit vor dem Computer, die hinzuaddiert zur Zeit, die Kinder und Jugendliche zu Hause vor dem Computer mit Spiel und sozialen Netzen verbringen, ihren Raum zur Bewegung weiter reduziert. „Wenn ich von mir ausgehe,“ sagte sie, und das war für mich der Dreh- und Angelpunkt ihrer Argumentation.
Grundsätzliche Diskussionen dieser Art habe ich schon lange nicht mehr miterlebt und ich fühlte mich gleich um Jahre zurück in die Vergangenheit katapultiert. Interessant an ihrem Standpunkt war vor allem ihre spezielle Perspektive auf die Sache und die war mir neu. Kinder und Jugendliche verbringen zu Hause schon so viel Zeit am Computer, also muss die Schule da nicht noch zusätzlich Zeit oben drauf packen darf. Das klingt auf den ersten Blick nicht unvernünftig.
Natürlich gibt es auch heute noch die Diskussion darum, wie viel Zeit Kinder und Jugendliche vor ihren Computern verbringen sollten, und die Diskussion ist sicher nicht ohne Sinn. Wenn ich allerdings Auseinandersetzungen um die Computernutzung in der Schule höre, so wie die auf dem ersten ADZ NRW Treffen, dann beschleicht mich immer ein Gefühl, dass es letztlich um die Wertigkeit der Computernutzung geht. Besagte Dame („Wenn ich von mir ausgehe“) würde vermutlich kaum auf die Idee kommen, die Zeit, die unsere Kinder mit Lesen in Lehrbüchern, von Arbeitsblätter, von Overheadprojektionen oder in Schulheften verbringen, reduzieren zu wollen, wenn sich diese Kinder zu Hause täglich zwei bis vier Stunden in spannenden und interessanten Büchern vergrüben, anstatt diese Zeit vor dem Computer zu verbringen. Büchern haftet schon immer eine besondere Aura an. Niemand hinterfragt dabei, was Kinder und Jugendliche lesen, wenn sie nur lesen. Und wenn sie dabei tagelang nicht vor die Türe gehen, da sie von früh bis spät in einem spannenden Roman lesen, dann wird auch da niemand auf je auf die Idee kommen, auf den etwaigen Bewegungsmangel hinweisen.
Schule kommt um die Nutzung der neuen Medien nicht umhin, sie darf sich ihnen nicht verweigern (wie es heute noch mehrheitlich geschieht). Unsere Welt verändert sich radikal und Schule ist keine Insel, die sich abschotten kann oder sollte. Schule muss auf ein Leben in dieser sich verändernden Gesellschaft vorbereiten.
Eltern sind nicht besser in der Lage, ihre Kinder auf die sich verändernde Welt vorzubereiten als Schule, eher schlechter, wie die Erfahrung vielfach belegt. Neue Medien sind für die Kinder und Jugendliche von heute wie die Luft die sie atmen und das ist so und es wird so bleiben. Wenn es notwendig ist, Zeit mit den neuen Medien zu reduzieren, dann zu allerletzt in den Schulen, denn Schule ist in der Lage, der Nutzung dieser Medien einen Mehrwert zu verleihen, der über Konsumieren und Kommunizieren hinausgeht. Kinder und Jugendliche nutzen die neuen Medien intensiver als die Generationen vor ihnen, doch sie kratzen oft nur an der Oberfläche dessen, was für sie damit möglich wird. Hier ist Schule gefordert. Wenn also Zeit vor dem Computer reduziert werden muss, dann eher im häuslichen Umfeld und nicht in der Schule.
Ich kann mir vorstellen, dass mit zunehmend mobiler Nutzung der neuen Medienwelten, es ohnehin zu einer Verlagerung dieser Diskussion kommen wird. Häusliche Mediennutzung, die derzeit meist unbeaufsichtigt in Kinder- und Jugendzimmern stattfindet, wir sich in mobiler Form noch weiter der Kontrolle der Erwachsenen entziehen. And what about that?
Der Boden der Tatsachen
Es war ein tolles Wochenende auf dem 1. Regionaltreffen des ADZ NRW. Die Schule war inspirierend wie die Leute, die man kennenlernte. Passend schien die Sonne aus blauen Himmel, dazu der Frühling ließ flattern sein blaues Band. Und am Montag kommt man wieder in die Schule zurück. Der Himmel ist wolkenverhangen und man landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen.
Unsere Schulen sind grau und trist, die Ausstattung ist mager, die Pädagogik die von gestern und die Motivation im Kollegium im Keller. Und es könnte doch so anders sein – man hat es ja gesehen. Ein Ding der Unmöglichkeit wäre es nicht, auch die anderen Schulen zu Schulen mit toller Lernatmosphäre zu machen, wo die Kinder mit deutlich mehr Interesse ans Lernen gehen und die Lehrer mit Freude in den Unterricht gehen, um mit ihren Schülern zu lernen.
Nichts ist unmöglich – eigentlich
Und gerade dieses Wissen, dass es nicht unmöglich wäre, es nicht wesentlich teurer wäre, die Ausstattung kindgerechter zu gestalten, dass es möglich wäre, den Lehrern ausreichend Freiraum für nachhaltige Fortbildungen zu geben und sie in Teams in Klassen zu schicken, gerade dieses Wissen macht es so unbegreiflich. Mangel an finanziellen Mitteln ist es nicht. Unser Land ist trotz gesunkener Steuereinnahmen in Folge der Rezession ein reiches Land. Die Politik, sie ist verantwortlich. Die Prioritäten werden falsch gesetzt. In Zeiten des Wahlkampfes ist Bildung in aller Munde. Politiker lieben das Thema und versprechen, alles zu verbessern. Nur wer wirklich naiv ist, schenkt ihren Worten vielleicht noch Glauben. Bildung hat keine gut bezahlte Lobby, die ihre Lobbyisten in den Bundestag schickt und die Abgeordneten zu teuren Geschäftsessen in Berlins beste Restaurants einlädt. Bildung kann keine Abgeordneten für 300.000 Euro im Jahr in „Gremien“ setzen, wo sie dreimal erscheinen, Kaffee trinken, spazieren gehen und damit ihrer Pflicht genüge getan haben. Und Bildung hat keine großen Wirtschaftslenker, welche die Politik mit Zuckerbrot und Peitsche dazu bewegen, gigantische Subventionssummen zur Stützung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf ihre Firmenkonten zu transferieren, zum Wohle aller versteht sich. Bildung kann auch nicht auf die Hilfe der EU hoffen, die subventioniert lieber die Hersteller von Gummibärchen, dass diese beim Handel im Ausland nicht benachteiligt werden. Keine Lobby bedeutet, kein Geld. Stattdessen herrscht Mangelverwaltung am Schulstandort Deutschland. Deutschland hat nur ein Kapital, Bildung.
Hürdenlauf
An meiner Schule setzten wir uns heute wieder dran an die Umsetzung des 60-Minuten-Taktes. Die Stundenplaner werden nun Stundentafeln erstellen und für alle Kollegen, soweit absehbar, die zur Verfügung stehenden Stunden auf 60 Minuten Stunden umrechnen, um planen zu können. Wie es dann hinterher wirklich aussehen wird, ist wie immer offen. Zwar erwartet man, dass zum Ende der Sommerferien alles steht, personal- und stundenplantechnisch, doch dank der Launen der Dezernenten und Staatssekrtäre und wie sie alle heißen, können zwei oder drei schnelle Entscheidungen in Arnsberg oder Düsseldorf sämtliche Planungen Tage vor Schuljahresbeginn wieder über den Haufen werfen. Bei uns im Kreis stehen wieder einmal Versetzungen an. Im Nachbarkreis fehlen Hauptschullehrer und im eigenen Kreis hat man leichte Überbesetzungen und ausgeglichene Besetzungen. Um 15 bis 20 Stellen soll es gehen. Auf einer Schulleiterdienstbesprechung wird das Personal dann hin- und her geschachert, Lehrer als Zählvieh. Und wenn dort entschieden ist, heißt das noch nicht, dass die Personalbewegungen ein Ende haben. Verunsicherung in allen Lehrerzimmern. Wen wird es treffen? Dass man so nicht planen kann, wen interessiert das? Mit der Standardsicherung schwingt man von oben die Peitsche und versucht die scheinselbständige Schule zu Höchstleistungen anzutreiben. )Von Schülern, die keine Motivation verspüren, in diesem System zu lernen und Eltern, die der Schule die Unterstützung verweigern, will ich hier gar nicht reden.)
Das ist der Boden der Tatsachen. Welcome back to reality!
An meiner Schule ist es momentan sehr schwierig. Die Motivation ist schlecht wie die Stimmung auch, alle sind verunsichert und die Hürden bei der Umsetzung unseres Vorhabens scheinen gigantisch. Für mich heißt das, AUGEN ZU UND AB DUCH DIE MITTE.
Wir haben viel geplant, aber noch nichts vorzuweisen. Das soll sich in den nächsten Wochen ändern, wenn wir unsere Fortbildung machen und das Material fürs Förderband zusammentragen, erstellen, bestellen und so weiter. Schritt Eins ist jetzt das Erarbeiten der Förderschwerpunkte für die Halbjahre aller Jahrgangsstufen. Das soll bis Mitte Mai geschehen sein. Ich habe mit Google Docs Formulare vorbereitet, in welche die Förderschwerpunkte dann von den Fachkonferenzen eingetragen werden können, und am Ende hat man drei schöne Tabelle, für jedes Hauptfach eine, in denen alles übersichtlich zu finden sein sollte. Das kann ich dann schnell übertragen.
ADZNRW – 1. Regionaltreffen
Am Wochenende fand in der Internationalen Friedensschule im Norden Kölns das erste Regionaltreffen des Archiv der Zukunft – Netzwerkes für NRW statt. Dass die Internationalen Friedensschule Ort des Treffens wurde, ist kein Zufall, denn die Leiterin dieser Schule gehört zu den Gründungsmitgliedern des Archiv der Zukunft. Die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war deutlich geringer als ich und vermutlich auch die Organisatoren der Veranstaltung erwartet hatten. Circa ein Fünftel oder Viertel der Teilnehmer waren Lehrerinnen und Lehrer aus der Schule selbst. Vielleicht lag es daran, wie auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht wurde. Es findet sich wohl ein Hinweis auf der Seite des Netzwerkes: 1. Regionalkonferenz NRW am 24.-25.4.2010, ob das aber ausreicht? Ich erfuhr davon über mein PLN, genauer gesagt über einen Tweet von Felix Schaumburg (@schb) und da ich das Archiv der Zukunft kannte und neugierig wurde, verfolgte ich den Link und meldete mich fix an. Einige weitere Infos fanden sich übrigens auch unter dem Hashtag adznrw (#adznrw).
Interessant für mich war die Mischung der Teilnehmer. Es waren da die Web 2.0 Nerds und die anderen und beide Gruppen waren mit zumindest zum Teil von einander abweichenden Erwartungen gekommen. Die Themen des Barcamps waren eindeutig in mehr „Lernen mit und durch neue Medien“ und „Schule und Lernen“ generell getrennt. Beide Seiten waren aber insgesamt offen für die andere Seite, wobei einige der Teilnehmer schon ihre Schwierigkeiten mit, vor allem, Arbeiten mit dem Computer und online hatten. Da gab es dann Versuche, Grundsatzdiskussionen zu starten, doch das war nicht Ziel der einzelnen Sessions. Wohl aber wäre es möglich gewesen, eine solche Session für den Sonntag zu planen.
Tag 2 – mehr dazu im folgenden Post – Siehe auch 1. ADZ Barcamp 2010 in Köln von Felix Schaumburg (@schb)
Warum ich SchILD-NRW nicht mag
SchILD wirf vom Land NRW als kostenlose „ausgereifte Software für die Schulverwaltung“ angepriesen. Davon ist dieses Programm meiner Meinung nach weit entfernt.
Alte Zeiten
Dann kam SchILD-NRW
Updates
Zumutung
Wieder auf Kurs mit 60-Minuten-Takt
Letzte Woche sah es noch fast so aus, als ob das an unserer Schule geplante Projekt 60-Minuten-Takt scheitern könnte. Nach verschiedenen Gesprächen ist die Steuergruppe nun wieder auf Kurs. Es bleibt dabei: wir werden ab dem nächsten Schuljahr 60-Minuten-Takt und 30-Minuten-Förderband einführen. In einer Lehrerkonferenz wurde dieses noch einmal bekräftigt.
Am Montag wird sich die Steuergruppe noch einmal mit den Stundenplanern treffen und Details absprechen, bzw. klären, wo noch Informationen fehlen. Bis Mitte Mai sollen die drei Fachkonferenzen Deutsch, Mathematik und Englisch für jedes Halbjahr für alle Jahrgänge jeweils fünf Förderschwerpunkte erarbeiten. Diese werden am Ende der Halbjahre dazu dienen, den Förderbedarf der Schüler schnell und einfach festzulegen. Entsprechend werden die Schüler dann im ersten Halbjahr des neuen Schuljahres ihren Fördergruppen zugeteilt werden.
Nächster Punkt ist das Thema Fördermaterial und individuelle Förderung. Wir wollen eine schulinterne Fortbildung machen. Eine Expertin haben wir schon. Zunächst wollten wir die Schulung in der letzten Ferienwoche machen. Doch das ist eigentlich zu spät und hilft uns jetzt nicht. Es muss bereits in den nächsten Wochen damit begonnen werden, für die Förderschwerpunkte Material zusammenzustellen. Aus alten Zeiten haben wir eine Menge. Da war ja mal Stationenlernen, Lernwerkstatt und so weiter. Davon existiert noch einiges, das vor vielen Jahren häufig in mühevoller Kleinarbeit erarbeitet wurde. Das kann man nun wieder verwenden, wenn man es wieder findet. Nun hoffen wir, die Expertin kann schon Ende Mai ihre Fortbildung mit uns durchführen.
Fördern ist so eine Sache. Wir wollen natürlich sehen, dass den Schülern möglichst viele Zugänge zum Lerngegenstand gegeben werden, im Idealfall in Richtung vorbereitete Lernumgebung. Es wird aber auch Kolleginnen und Kollegen geben, da machen wir uns keine Illusionen, die werden im Förderband vor allem auf Kopien setzen. Das lässt sich nur vermeiden, wenn wir ihnen genug alternatives Material an die Hand geben. Außerdem ist da ja noch das Problem mit den Fächern. Da wir erst einmal nur in den drei Hauptfächern fördern, lässt es sich nicht vermeiden, dass fachfremd gearbeitet werden muss. Bei Deutsch mag das noch recht einfach sein, bei Mathematik und Englisch, da ist es für Nichtfachleute schwierig.
Wir brauchen also Material und das muss gut sein, ob selbst erarbeitet, aus alten Beständen reaktiviert, von zu Hause mitgebracht oder neu gekauft. Den Fehler einer Schule im gleichen Schulamtsbezirk, die über ein Jahr lang in Hyperaktivität verfiel und so viel Material erstellte, dass sie es nun gar nicht alles braucht, den wollen wir vermeiden.
Lernen = Transformieren
„Wissen zu vermitteln – das ist eine ziemlich niedrige und primitive Version von dem, was Lernen eigentlich sein könnte. Die wirklich großen Momente des Lernens haben nichts mit Memorieren, sondern mit Transformieren zu tun.“ – Michael Wesch auf Pisa-Versteher
Lernen verändert uns und es hat mit bloßem Auswendiglernen nichts zu tun. Da stimme ich voll zu. Es sollte in Schule nicht vorrangig um das Memorieren gehen. Das Memorieren als Training für das Gedächtnis hat jedoch durchaus noch seine Berechtigung. Wissen vermitteln möchte ich zunächst nicht automatisch mit Memorieren gleichgesetzt wissen. Deswegen halte ich es auch nicht zwingend für eine „niedrige und primitive Version“ des Lernens, denn ich habe selbst genug interessante Vorträge mit Aha-Erlebnissen gehabt. Die Ted Talks, finde ich, sind da ein gutes Beispiel. Bei manchen geht es nur um den Unterhaltungswert, klar. Bei vielen jedoch geht es um Wissen, um die Vermittlung von Zusammenhängen und Einsichten. Das können transformative Erlebnisse sein, wie auch die Lektüre eines Buches. Was ich sagen möchte ist, auch vermitteltes Wissen kann transformieren und vermitteltes Wissen bedeutet für mich nicht zwingend Memorieren.
Aber vielleicht verstehe ich Michael Wesch auch einfach nicht richtig.
War da nicht mal PISA?
Dieses Statement von Frau Sommer habe ich in letzter Zeit (Wahlkampfzeit) mehrfach gehört, auch von Herrn Rüttgers:
„Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 6 oder 10 zu besseren Leistungen führt. Mangels wissenschaftlicher Beweise lehnt die Landesregierung einen Umbau der Schulen ab“, erklärte Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gegenüber wdr.de.
Quelle: Droht in NRW ein Schulkampf?
Diese Aussage nervt mich ganz gewaltig und ich frage mich, ob PISA schon vergessen ist. Laut PISA und nachfolgenden Bildungsberichten ergab sich für Deutschland, dass unser System der sehr früh beginnenden Selektion und anschließender Differenzierung die in der Gesellschaft bestehenden sozialen Unterschiede in Bezug auf die Bildungschancen tendenziell eher verstärkt als ausgleicht. So zumindest habe ich das in Erinnerung (siehe auch Bericht über den Deutschlandbesuch des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung).
Von daher finde ich diese Aussage so unsinnig wie nur unsinnig. Für mich klingt das eher wie das, was es wohl ist, ein parteipolitisches Mantra, welches stupide daher gebetet wird, wenn immer die Sprache auf Veränderungen am bestehenden System kommt. Zwar kontert die CDU gerne damit, dass in ihrer Amtszeit in NRW die Einrichtung von so vielen Gesamtschulen wie noch nie genehmigt wurde, doch das trifft den Punkt nicht, denn auch an der Gesamtschule wird selektiert und differenziert. Es ist schade, dass die Schulentwicklung seit Jahrzehnten nicht weiter ist als ein Spielball der Politik. Auf die Vernunft hört hier keiner.
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