Damian Duchamps' Blog

Deutschsprachige #OER – Versuch einer ersten Bilanz

Posted in OER by damianduchamps on Dezember 31, 2011

Seit knapp zwei Monaten verzeichnet das Thema freie Bildungsinhalte (OER) im deutschsprachigen Internet eine vermehrte Präsenz. Auch zuvor war es in der  deutschen Bildungslandschaft bereits ein Thema, allerdings mit deutlich weniger Beteiligten. Erst seit mit der Debatte um den Schultrojaner der  “Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 UrhG” (PDF) einer breiteren Netzöffentlichkeit bekannt und von dieser kritisch hinterfragt wurde, nahm dort das Interesse an freien Bildungsinhalten deutlich zu. Noch einige Jahre zuvor hatten die Dinge anders gelegen. Es hatte bereits einen sehr ähnlichen Vertrag gegeben, in welchem die Digitalisierung von Lehr- und Lernmaterialien von Schulbuchverlagen noch nicht mit der gleichen Ausdrücklichkeit generell untersagt worden war. Schule und Unterricht waren noch deutlich geringer digitalisiert und so hatte dieser Vertrag auch keine vergleichbare öffentliche Reaktion provoziert. Die Zeiten haben sich geändert. Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung sowohl im Bereich der Hardware wie der Software hat an Schulen das Lernen und Lehren im digitalen Format Einzug gehalten. Doch die Verlage hinken dieser Entwicklung noch deutlich hinterher. So gesehen ist der aktuelle Gesamtvertrag letztlich nur ein Spiegelbild dieser ungleichen Entwicklungsstände.

Angestoßen wurde die Auseinandersetzung mit dem Schultrojaner Ende Oktober 2011 durch einen Beitrag auf einem mit netzpolitischen Themen befassten Blog. Von da aus breitete sich die Nachricht über Twitter und Lehrerblogs aus und wurde schließlich auch von den Mainstream Medien aufgegriffen und erreichte dann auch die Lehrerzimmer. Dort führte der Schultrojaner, der eigentlich keiner ist, vor allem zu Verunsicherung. Anders dagegen die Gruppe der bloggenden Lehrerinnen und Lehrer. Die setzten sich intensiver mit dem Vertragswerk und seiner beschränkenden Wirkung auf Schule und Unterricht auseinander. Bekannt wurde dann vor allem ein offenener Brief von Thorsten Larbig mit dem Titel Betreff: Betreff „#Schultrojaner“ || Liebe Schulbuchverlage! Nachdem Schreiber und Leser in den Lehrerblogs ihrer ersten Empörung über das Vertragswerk mit Beiträgen und Kommentaren Luft gemacht hatten, begann man dort auch über Alternativen nachzusinnen (siehe Blogparade), so wie eben Thorsten Larbig, der ein paar Tage nach dem offenen Brief den Aufruf „#OER – Offene Bildungsmedien: Ich will Taten sehen! (& Update zu #schultrojaner) folgen ließ. Er rief dort zur „Vernetzung bereits vorhandener und neu entstehender Angebote für freie, unterrichtsbezogene Bildungsmedien“ auf und entwickelte einen Aktionsplan mit Nahzielen, mittelfristigen und langfristigen Zielen, die dann auf einem Etherpad unter Beteiligung verschiedener Edu-Blogger weiterentwickelt wurden. So wurde Thorsten Larbig, zumindest eine Zeit lang, zur Speerspitze der deutschsprachigen Bewegung um freie Bildungsinhalte (OER).

Eine Gelegenheit zum Austausch und weiteren Absprachen ergab sich für die Edu-Blogger und Interessierte auf dem Educamp in Bielefeld. Dort konnten zudem weitere Verbündete für die Idee gewonnen werden, so wie beispielsweise Wikimedia e. V,  rpi-virtuell und die  Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet  e. V. (zum.de).

Damit wurden im deutschsprachigen Raum erste Schritte getan auf dem Weg zu freien Bildungsinhalten für schulische Bildung. Doch wo genau steht die Bewegung zum Ende des Jahres 2011, zwei Monate also nach dem auslösenden Schultrojaner Artikel?

Im Vergleich zu einigen anderen Regionen der Welt entwickelt sich die Idee der freien Bildungsinhalte im deutschsprachigen Raum recht spät. Vor allem in Nordamerika haben freie Bildungsinhalte, dort als Open Educational Ressources bezeichnet, schon eine mehrjährige Geschichte. Entsprechend weit sind dort die Bemühungen um Vernetzung vorangeschritten. Für Paul Stacey, der in seinem umfangreichen Beitrag 2011 The Year Of Open die Entwicklungen des Jahres vor allem mit Blick auf Nordamerika zusammenfasst, hat die Bewegung um freie Bildungsinhalte deutlich an Dynamik gewonnen und breitere Unterstützung gefunden. Ganz entscheidend ist dabei für ihn, die zunehmende Anzahl wichtiger nationaler Akteure wie Regierungsbehörden und Universitäten wie auch lokaler Akteure, die ihre Inhalte unter Creative Commons Lizenzen für Bildung zur Verfügung stellen.

Hierzulande sind wir davon jedoch noch Lichtjahre entfernt. Übereinstimmend haben die gegenwärtig an der Entwicklung um freie Bildungsinhalte beteiligten Akteuren erkannt: a) einen Bedarf, b) die entscheidende Rolle der Creative Commons Lizenzen und c) die Notwendigkeit einer Vernetzung.
Unbestritten ist bei den Beteiligten auch die Notwendigkeit, weitere Unterstützer zu finden, institutionelle wie auch individuelle.

Freie Bildungsinhalte sind untrennbar mit dem Internet verbunden, und wenn man die Präsenz der dort aktiv mit der Thematik befassten Edu-Blogger sowie die Zahl der Creative Commons lizenzierten Angebote an freien Bildungsinhalten von Individuen als auch Institutionen als Indikator für den Stand der Entwicklung nimmt, so steht diese im deutschsprachigen Raum noch fast bei Null.

Schon seit mehreren Jahren wird auf verschiedenen Bildungsservern auf die Nutzungsmöglichkeiten Creative Commons lizenzierter Medien für den Unterricht hingewiesen und es werden vor allem Portale mit Angeboten an Bild- und Tonmaterialien vorgestellt. Auch Schulungsmaterialien werden angeboten, mit denen Schülerinnen und Schülern Creative Commons lizenzierte Medien als Alternative zum illegalen Download nahegebracht werden sollen. Thematisiert wird bisher jedoch kaum die Möglichkeit, auch eigene Materialien Creative Commons (CC) lizenziert für andere zur Nutzung freizugeben. Daran hat sich bisher noch nicht wirklich etwas geändert. Lediglich zwei Bildungsserver bieten bisher ausdrücklich CC lizenzierte Materialien an, der Landesbildungsserver Baden-Württemberg und der Bildungsserver Sachsen-Anhalt (beide Links führen jeweils auf die Lizenzhinweise). Die meisten anderen Bildungsserver der Bundesländer und freien Städte stellen ihre Materialien weiterhin unter dem standardisierten Urheberrecht zur Verfügung. Nur vereinzelt finden sich CC ähnliche beschriebene Nutzungsangebote bzw. verweist man bevorzugt auf unter CC ähnlichen Nutzungsbedingungen angebotene Materialien.
Derzeit bildet kaum eines Fachportale oder der großen Portale, auf welchen Materialien für Schule und Unterricht katalogisiert oder direkt vorgehalten werden, die Lizenzierungsform ab, bzw. bezieht diese als Suchkriterium mit ein. Beim Deutschen Bildungsserver hat man die Zeichen der Zeit erkannt und macht man sich nun Gedanken über eine Anpassung der Datenbankstrukturen. Als Fachportal ist selbstgesteuert entwickelnder Geschichtsunterricht schon den Schritt gegangen und hat sein Angebot CC lizenziert. Auch bei ZUM.de finden sich bereits entsprechende Angebote. Beispielhaft genannt sei hier etwa Mathematik-digital.

Nicht anders als bei den Bildungsservern sieht es bei anderen Anbietern aus. Kaum eines der etablierten Portale, auf welchen Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtsmaterialien tauschen, lizenziert seine Angebote mit CC Lizenzen. Beim Lehrerfreund hat man, wie man mich wissen ließ, das Thema allerdings „schon lange im Auge,“ muss aber noch „technische und organisatorische“ Hürden überwinden. Da dort die Materialien „absolut zugänglich und für den Unterrichtsgebrauch vervielfältigbar“ sind, schätzt man den Handlungsdruck als nicht so groß ein. Ähnlich dürfte es bei anderen Anbieter aussehen.

Auch außerhalb des Bildungsbereichs selbst gibt es viele Angebote, welche direkt für Bildungsabnehmer konzipiert sind oder aber für diese interessant wären, wenngleich sie nicht für diese erstellt wurden. Nur wenige dieser Anbieter bieten ihre Materialien ausdrücklich unter Creative Commons Lizenzen an. Bei der ersten Gruppe herrschen zumindest Nutzungsangebote vor, welche CC Lizenzen ähnlich sind. Leuchtendes Beispiel für ein Ministerium, welches Bildung direkt mit CC lizenzierten Materialien anspricht, ist das BMU mit dem Portal Umwelt im Unterricht. Auf europäischer Ebene gibt es ebenfalls ein beispielhaftes deutschsprachiges Angebot, das SEOS Projekt. Die statistischen Landesämter und das Bundesamt, welche zur zweiten Gruppe gehören, halten Unmengen an für Schule interessanten Daten offen vor, lizenzieren jedoch leider noch nicht mit CC Lizenzen. Anders ein Beispiel für ein Stadtarchiv, welches ebenfalls zu dieser Gruppe gehört, wo man aber seine Daten offensiv CC lizenziert, das Stadtarchiv Heilbronn oder ein Museum, Museum Naumburg. Zu keiner von beiden Gruppen gehört Wikimedia e.V., die ihre Inhalte wie die Wikipedia selbst von Anfang an offen lizenziert haben und sich über Wikibooks und Wikiversity aktiv in die Bereitstellung CC lizenzierter Bildungsinhalte einbringen wollen.

Insgesamt kann man sagen, gibt es Bewegung, doch nur wenig. Die Zahl der CC lizenzierten Angebote von einzelnen Lehrerinnen und Lehrern, von Universitäten, Ministerien, Behörden, usw. lässt sich an zwei Händen abzählen. Bis auf Ausnahmen handelt es sich hierbei um Angebote, die es so auch schon vor November 2011 gab.

Eine Vernetzungsstruktur für CC lizenzierte Angebote in Form von spezialisierten Datenbanken oder spezialisierten Suchmaschinen existiert bei uns derzeit nicht, noch nicht. Für letztere würde gegenwärtig auch jegliche Voraussetzung fehlen, da es noch keine verabredeten Standards für Meta-Tags auf Anbieterseiten gibt. Für eine Suche, ähnlich der nach CC lizenzierten Bild-, Audio- oder Videodateien, fehlt außerdem eine ausreichende Anzahl offen zugängiger entsprechend lizenzierter Inhalte. Vernetzung als Zusammenschluss von Gleichgesinnten praktiziert das Bildungsbündnis Open Content, in welchem sich in Baden-Württemberg auf der Grundlage der Stuttgarter Erklärung von 2007 verschiedene Akteuere aus der Region zusammengeschlossen haben.

Schlecht bestellt ist es im deutschsprachigen Raum auch noch immer um die Vernetzung der Lehrkräfte. Materialaustausch findet vor allem innerhalb von Kollegien statt und vielfach über Datenträger, jedoch nicht über Plattformen. Materialtauschbörsen für Lehrerinnen und Lehrer haben viele Nutzer, jedoch nur wenige, die aktiv Materialien beisteuern. Ausnahmen bilden Communities um Plattformen wie ZUM.de oder  um Lernplattformen wie Moodle, bei denen es zumindest in Teilen auch CC lizenzierte Module zum Austausch gibt, bzw. bei denen Kurse CC offen lizenziert angeboten werden.

Creative Commons Lizenzen sind, wie oben schon erwähnt, im Bereich Bildung nur schwach verankert. Vielen Lehrkräften ist das Lizenzmodell unbekannt und in die Schule kommt es am ehesten im Rahmen der Medienerziehung beim Thema Urheberrecht und Urheberrechtsverletzung durch Jugendliche. Nur wenige Lehrerinnen und Lehrer nehmen Creative Commons als ein für sie interessantes Lizenzmodell im Zusammenhang mit Bildungsinhalten wahr.

Die Bildungsblogger und andere Interessierte erörterten das Thema freie Bildungmaterialien in den vergangenen acht Wochen ausgiebig und konnten sich, wie erwähnt, in persönlichen Treffen weiter austauschen und zusätzliche Verbündete gewinnen. Eine gemeinsame Erklärung wie die von Stuttgart gibt es bei ihnen bisher so wenig wie eine gemeinsame Plattform oder fest vernetzte Struktur. Was besteht, ist eine lose Vernetzung und eine grobe gemeinsame Vorstellung, wohin die Reise gehen soll. Initiiert durch Thorsten Larbig ist gegenwärtig eine Webseite unter dem Titel freiebildungsmedien.de im Aufbau. Sie versteht sich jedoch mehr als Kampagnenseite zum Thema. Welche Funktion sie für eine Vernetzung übernehmen kann und soll, ist noch offen. Unklarheit herrscht auch bezüglich dessen, was man genau unter freien Bildungsinhalten fassen will. Sind NonCommercial und NonDerivative Lizenzen akzeptabel oder nicht? Anders als in Nordamerika nutzen viele der gegenwärtigen Angebote im deutschsprachigen Internet diese Lizenzformen. Nicht geklärt ist auch die Frage der Dateiformate. Sollen bestimmte Formate bevorzugt verwendet werden, und wenn ja, welche?

Soweit der Stand der Dinge zum Ende des Jahres 2011, zwei Monate nachdem sich das Thema freie Bildungsinhalte bei den Edu-Bloggern etabliert hat. Schon 2007 beschäftigte man sich in Deutschland mit dem Thema wie das Interview „Prof. Dr. Bernd Lutterbeck und Robert A. Gehring im Chat-Interview: Open Educational Resources“ belegt. Die Einstellungen waren vor knapp vier Jahren nicht andere als heute als es um die Bereitstellung und Nutzung freier Bildungsinhalte ging. 2007 wurde das Thema allerdings noch mehr im universitären Kontext betrachtet  (siehe auch Open Educational Resources an internationalen Hochschulen – eine Bestandsaufnahme, Jan. 07). Auch die Stuttgarter Erklärung stammt von 2007, hat aber mit Bildung im allgemeinen Sinn einen deutlich breiteren Fokus. Erreicht wurde in der Zeit seither eher wenig, wenn man den gesamten deutschsprachigen  Bildungsraum als Maßstab anlegt. Auf lokaler Ebene wurde allerdings schon einiges erreicht und auch im universitären Bereich lassen sich vereinzelt Fortschritte verzeichnen.

Die Erfahrungen im In- und Ausland zeigen, dass es wenig Sinn macht, mit überzogenen Erwartungen in das Projekt der freien Bildungsinhalte einzusteigen. Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass längst nicht jeder, der mit Bildung zu tun hat oder einen Beitrag zur Bildung leisten könnte, das Thema im Blick hat. Und selbst die, welche sich damit befassen, geben den freien Bildungsinhalten vielleicht keine wirkliche Chance oder geben früh auf, da sich Erfolge nur sehr langsam einstellen werden.

Um das Thema voranzutreiben wird man aus zwei Richtungen arbeiten müssen, von oben wie von unten. Man wird beim einzelnen User ansetzen müssen wie auf höchsten Ebenen der Regierung, wie Paul Stacey richtig einschätzt in 2011 the year of open. Das eine wird das andere voranbringen.

„Given the growing personal use of open licenses by end users it makes sense for governments to do the same. Open will flourish when bottom-up grassroots efforts toward open take place in an environment supported top-down by policy.“

Nutzer, hier vor allem Lehrerinnen und Lehrer, müssen von den Vorteilen offen lizenzierter Bildungsinhalte überzeugt werden, zunächst als Nehmende, dann aber auch als Gebende. Ebenso wird man bei potentiellen Anbietern von für Bildung nutzbaren Inhalten auf lokaler Ebene wie auch Landes- und Bundesebene für offene Lizenzierungsformen werben müssen, bei Städten und Gemeinden, Landesregierungen und Bundesministerien, bei Landesmedienzentren und Bildungsservern, bei Museen, Bibliotheken und Archiven. Dazu gehört auch die Aufklärung über Formen offener Lizenzierung, vor allem durch Creative Commons.

In den vergangenen zwei Monaten haben sich die neuen Akteure um das Thema der freien Bildungsinhalte noch keine verbindlichen Strukturen gegeben. Kaum oder gar nicht koordinierter Aktionismus von einzelnen Personen und kleinen Gruppen wird auf Dauer jedoch kein großer Erfolg beschieden sein.
Es wird, das zeigen erfolgreiche Initiativen zum Thema OER, auf jeden Fall verbindlicherer Strukturen bedürfen, um das Thema voranzubringen, sei es, dass die neu hinzugekommenen Akteure sich bestehenden Strukturen wie dem Bildungsbündnis Open Content anschließen oder aber eine eigene Struktur ins Leben rufen, um sich gemeinsame verbindliche Ziele zu setzen. Nur so wird man auch das Gewicht erlangen, um von den institutionellen Schwergewichten im Spiel, überhaupt ernst genommen zu werden, wenn man sie von der Beteiligung an offenen Bildungsinhalten überzeugen will.

Feste Strukturen wird es auch brauchen, wenn freie Bildungsinhalte inhaltlich, qualitativ und strukturell vorangetrieben werden sollen. Gemeinsame Standards müssen diesbezüglich verabredet werden und brauchen Unterzeichner, sollen sie in die Breite getragen werden. Idealerweise wird man bei der Einigung auf gemeinsame Standards nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden, sondern sich an Vorgaben etwa der Unesco, der Capetown Declaration und von e-teaching.org zu OER orientieren. Vielleicht wird man dazu ein Art OERCamp einen OER Kongress ins Leben rufen müssen, um möglichst viele Akteure zwecks einer gemeinsamen Willensbekundung versammeln zu können. Weitere Unterzeichner könnten über eine Webseite gesammelt werden.

Noch gibt es keine deutschsprachige auf CC lizenzierte Inhalte spezialisierte Datenbank vergleichbar der von oercommons.org. Deren Software könnte durchaus auch hier eingesetzt werden, wie die ISKME, die Organisation hinter OER Commons mitteilte. Das aber würde eine finanzielle Struktur vergleichbar der von Wikimedia, wenn auch kleiner, voraussetzen. Die derzeit besten Voraussetzungen für eine Katalogisierung von CC lizenzierten Materialien bietet vermutlich die Datenbank des Deutschen BildungsserversElixir. Auch Wikimedia e. V will sich „an der Entwicklung einer offenen Datenbankressource mitwirken, mit deren Hilfe Metadaten über auf verschiedenen Seiten vorhandene OER-Materialien gesammelt und ausgetauscht werden können“ (siehe … Das Netzwerk entsteht!).

Außerdem wird man Interessierten Webseiten bzw. Repositorien anbieten müssen, in welchen sie ihre erarbeiteten Beiträge zu offenen Bildungsinhalten einstellen können, denn nur ein kleiner Teil dieser Personen wird in der Lage oder Willens sein, eine eigene Webseite aufzubauen.

Ende 2011 ist die Basis aufgewacht und hat mit der Problematik um das Urheberrecht die Bedeutung von offenen Bildungsinhalten in einer zunehmend digitalisierten Bildungsumwelt erkannt. 2012 verspricht ein spannendes Jahr werden, wenn die jetzt aktiv am Thema arbeitenden Personen und Institutionen sich im oben genannten Sinne koordinieren können, um ihr Anliegen um gemeinsam voranzubringen.

Weitere Lektüren:

Was genau ist #OER und was nicht?

Posted in Medienwelt by damianduchamps on Dezember 18, 2011

Wenn es um freie Bildungsmaterialien (OER) geht, stellt sich nicht nur die Frage des Formats. Viel wichtiger ist auch die grundsätzliche Frage:

Was will man genau unter freien Bildungsmaterialien verstehen?

Das hat dann letztlich Auswirkungen auf die Formatfrage wie die Form der Lizenzierung.

Die Antworten, welche man von verschiedenen Seiten erhält, bewegen sich auf einer Skala auf deren einen Seite die uneingeschränkte Nachnutzung steht und auf der anderen der Ausschluss der Nachnutzung.

Die Spannbreite der Vorstellungen davon, was OER ausmacht, spiegelt sich auch in den Definitionen verschiedener Institutionen wieder:

What is OER? – CC Wiki

Fragen über Fragen, entscheidende Fragen, Fragen, die zu klären sind, auch für die deutschsprachige Edu Community. Sie lauten beispielsweise:

Kann ein Arbeitsblatt im PDF Format OER sein, und wie verhält es sich, wenn es ein Arbeitsblatt CC BY-NC  oder CC BY-ND lizenziert ist?

Wo steht ihr?

Auch bei uns haben sich bereits Leute Gedanken gemacht zum Thema. Eine weitere Lektüre lohnt deshalb:

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#OER – eine Frage des Formats?

Posted in Medienwelt by damianduchamps on Dezember 17, 2011

Bei der Arbeit an der Informationsseite zum Thema Creative Commons Lizenzen und Bildung, cc-your-edu.de habe ich mich auch mit dem Thema Erstellung von Materialien, die dann unter CC Lizenz veröffentlicht werden sollen, beschäftigt. Die Mehrheit aller von Lehrerinnen und Lehrern erstellten Unterrichtsmaterialien wird gegenwärtig sicherlich die Form eines Arbeitsblattes haben. Und solange Unterricht noch nicht überwiegend rein digitale Formate nutzt, wird sich daran auch sicher nichts ändern.

Auf der Seite CC erstellen erkläre ich, wie man ein Arbeitsblatt unter Verwendung von Creative Commons lizenziertem Bild- und Textmaterial erstellt und es anschließend selbst mit einer Creative Commons Lizenz versieht. Dabei war ich auch auf die Frage nach den Dateiformaten gestoßen. Welche Dateiformate genutzt werden, hängt vor allem von der auf den Rechnern der Nutzer installierten Textverarbeitung ab.

Auf den Rechnern von Lehrerinnen und Lehrern wird man gegenwärtig vermutlich zu einem Großteil eine Version von Microsoft Word finden. Der Anteil der Rechner mit anderen Textverarbeitungen wird insgesamt nicht einmal 30% betragen. OpenOffice soll im Januar 2010 einen Marktanteil von 21,5% in Deutschland gehabt haben. Auch bei Schülern wird die Verteilung nicht viel anders aussehen. Viele werden Microsoft Office nutzen, selbst wenn es eine Raubkopie ist. OpenOffice kennt nach meinen Erfahrungen nur ein Teil der Schüler. An meiner eigenen Schule hat sich das mittlerweile geändert, da ich es in der Schule einsetze und Schülern immer wieder als kostenlose Alternative empfehle.

Unter  CC erstellen empfehle ich das DOC Format von MS Word, da es von allen mir bekannten Textverarbeitungen gelesen werden kann und es selbst für Smartphones und Tablets Apps (oft kostenlos) gibt, mit denen dieses Format angezeigt werden kann. Allerdings rate ich auch dazu, auf ungewöhnliche Schriftarten, softwarespezifische Effekte und ähnlich zu verzichten, um ein Maximum an Kompatibilität zu allen Plattformen zu erreichen.

Eigentlich wäre PDF das ideale Format, wenn es um eine konsistente Darstellung über alle Platformen hinweg geht. Genau mit diesem Anspruch wurde PDF sogar entwickelt, um eine einheitliche Darstellung auf allen Plattformen (und Druckern) zu gewährleisten. Für freie Bildungsmaterialien verbietet sich PDF jedoch, da dieses Format keine freie Nachnutzung durch Bearbeitung, Veränderung, usw. zulässt. Es wurde dafür auch nicht konzipiert.

Auch bei Twitter heute für mich ein Thema

Wie es der Zufall wollte, kam die Formatfrage heute auch in Twitter für mich auf. Ich hatte heute auf einen Tweet von @segu_geschichte reagiert,

RT @Th_Schulportal: Lernort: Ausstellung „Reformation und Bauernkrieg“ – Werkstattarbeit – http://schulportal-thueringen.de/web/guest/medi

und bemängelt, dass die dort angebotene sehr schöne Werkstatt zum Thema nur als PDF angeboten wird.

@segu_geschichte @Th_Schulportal und die Werkstatt dazu ist #CC lizenziert BY-NC-SA, als PDF jedoch nicht veränderbar.

Auch für  @segu_geschichte stellte sich die Frage nach dem richtigen Format:

Welches Dateiformat könnte sich für Verbreitung von #oer #cc in Zukunft durchsetzen? Evtl. neue technische Entwicklungen? @cc_your_edu

Ganz klar begründen konnte @segu_geschichte  auch, warum für die eigenen Veröffentlichungen derzeit pdf die beste Lösung ist.

@cc_your_edu Für #segu ist pdf zurzeit die beste Lösung (direkter Adressat: Schüler); doc/rtf/odt zu umständlich / uneinheitlich

@cc_your_edu Wenn die Adressaten Schüler sind, sind Fragen von Gestaltung / graphischen Elementen etc. wesentlich

Ein Beispiel für einen Beitrag zu freien Bildungsmedien zum Thema Geschichte, bei dem der Autor das OpenOffice Format ODT gewählt hatte, gab es von  @segu_geschichte auch.

Welches ist das ideale Dokumentenformat für Arbeitsblätter als freie Bildungsmaterialien (OER)?

Das ideale Format für digital erstellte Arbeitsblätter muss Ansprüchen aus verschiedenen Lagern genügen.

  • Freie Bildungsmaterialien (OER) fordert maximale Kompatibilität zu möglichst vielen Plattformen und die Möglichkeit der uneingeschränkten Nachnutzung. Das bedeutet, das Material muss sich ohne Schwierigkeiten abwandeln und kopieren lassen.
  • Für Nutzer, hier die Lernenden, sollten Bildungsmaterialien nicht nur inhaltlich ansprechend sein, auch die graphische Gestaltung sollte anregend sein, um das Interesse zu steigern. Darüber hinaus kann die graphische Gestaltung durch Strukturierung und Veranschaulichung wesentlich zum Inhalt beitragen. Form und Inhalt hängen oft eng zusammen.
  • Durch die Plattformen, welche Lehrern wie Schülern als Nutzer von Bildungsmaterialien zur Verfügung steht, muss das Bildungsmaterial möglichst verlustfrei bzw. kompatibel dargestellt werden können, um es entweder auszudrucken, am Bildschirm anzuzeigen oder auch digital weiter zu verwerten.

Gegenwärtig gibt es keine Lösung, die allen Forderungen gerecht wird.

  • Die Forderung nach graphisch ansprechend gestalteten Arbeitsblättern, die sich mit maximaler Kompatibilität verlustfrei auf alle digitalen Plattformen übertragen lassen und auch druckbar sind ohne Verluste, lässt sich leicht durch das PDF Format erfüllen. Perfekt, möchte man denken, doch das PDF Format erlaubt keine Nachnutzung, da es dafür nie angelegt wurde. Bilder und Texte sind fest im PDF verankert. TExt lässt sich zwar markieren und kopieren und Werkzeuge zum Bearbeiten von PDF Dateien gibt es ebenfalls. Auch konvertieren lässt sich PDF in gängige Dokumentformate. Dabei gehen jedoch Formatierungen verloren und eine wirkliche Bearbeitung ist kaum möglich.
  • Die Forderung nach uneingeschränkter Nachnutzung eines Arbeitsblattes lässt sich in Bezug auf seine Abwandelbarkeit nur erfüllen, wenn es mittels eines Textverarbeitungsprogrammes erstellt und in seinem Format abgespeichert wurde. Solange sich die Gestaltung eines Arbeitsblattes mittels Textverarbeitung auf ein Minium an Gestaltung durch die Möglichkeiten der Textverarbeitung selbst beschränkt und lediglich zusätzliche Grafiken eingefügt werden, lässt sich eine recht große Kompatibilität über alle Plattformen und Textverarbeitungen hinweg erreichen, wenn das Arbeitsblatt als DOC oder RTF abgespeichert wird. Auf der Strecke bleiben damit aber viele Gestaltungsmöglichkeiten, die ein Arbeitsblatt deutlich bereichern können. Sobald Gestaltungsmöglichkeiten der Textverarbeitung genutzt werden, die über dieses Minimum hinaus gehen, geht die Kompatibilität verloren und die Anzeige auf anderen Plattformen und Textverarbeitungen führt zu Verlusten in der Darstellung. Das trifft nicht nur auf Unterschiede zwischen MS Office und OpenOffice oder anderen Textverarbeitungen zu sondern, betrifft schon unterschiedliche MS Office Versionen oder auch Installationen gleicher Versionen auf unterschiedlichen Betriebssystemen oder Betriebssystemversionen.
  • Die Forderung nach uneingeschränkter Nachnutzbarkeit durch jedermann lässt sich nur realisieren, wenn das digitale Arbeitsblatt in einem Format vorliegt, welches von möglichst allen Nutzern dargestellt und abgewandelt werden kann. Das setzt entweder ein universelles Format voraus oder eine Software, die sich auf jedem Computer, Smartphone und Tablet PC befindet. Im Fall von PDF wäre das zumindest in Bezug auf die Darstellung kein Problem, denn dafür hat wirklich fast jedes der zuvor genannten Geräte ein Anzeigeprogramm. Für Textverabeitungsdateien gibt es keine Software, welche auf nahe zu allen genannten Geräten eine verlustfreie Darstellung garantiert.

Fazit

Ein wirklich ideales Dokumentenformat für Arbeitsblätter als freie Bildungsmaterialien gibt es derzeit nicht.

Aus meiner Sicht gibt es derzeit nur zwei Formate für digitale Dokumente, welche es erlauben diese Dokumente auf möglichst vielen Plattformen und Textverarbeitungsprogrammen anzuzeigen und zu bearbeiten. Das sind DOC und RTF. DOC hat sich als Quasi-Standard in Büros etabliert und wird deswegen von fast jeder anderen Textverarbeitung angezeigt und kann dort auch bearbeitet werden. Je nach Textverarbeitungssoftware kann die Kompatibilität variieren. Das RTF Format ist ein einfacherer Standard, der aus Austauschformat Verwendung findet und von vielen Textverarbeitungen dargestellt und bearbeitet werden kann.

OpenOffice ist zwar für die großen Betriebssysteme verfügbar, doch das native Format der Textverarbeitung ODT findet nur unter den Ablegern und Klonen von OpenOffice Kompatibilität. Von daher scheint es mir derzeit für OER Material nicht geeignet.

Die Schwierigkeiten, welche sich bei Textverarbeitungsdokumenten durch das Dokumentenformat und den Anspruch auf uneingeschränkte Nachnutzbarkeit ergeben, lassen sich genauso auf andere Office Formate übertragen, auf Tabellenkalkulation, Präsentation und  Datenbanken.

Zur Zeit wählen viele Autoren, die ihre  Arbeitsblätter online zur Verfügung stellen, das PDF Format, da es zumindest in Bezug auf die Darstellung das universellste Format ist. Moderne Textverarbeitungen machen das Abspeichern als PDF heute auch leichter als noch vor Jahren. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit, als MS Office Dateien mit Macro Viren verseucht sein konnten, hat sich auch bei vielen eine Abneigung gegen diese Dateien erhalten, wenn sie aus unbekannten Quellen stammen. Arbeitsblätter im DOC Format findet man deswegen heute nach meinen Erfahrungen deutlich seltener als Arbeitsblätter im PDF Format.

In dem Moment, wo Arbeitsmaterialien im schulischen Alltag nur noch digital existieren und genutzt werden, wird sich die Formatfrage vermutlich nicht mehr stellen. HTML und CSS sind universelle Standards, die schon jetzt auf nahezu allen Plattformen einheitlich angezeigt werden. Auch die Nachnutzbarkeit ist kaum eingeschränkt. Bis wir jedoch einen schulischen Alltag haben, der diesen Punkt erreicht hat, wird noch einige Zeit vergehen. Solange werden wir uns mit den Formatfragen herumschlagen müssen, außer wir finden eine brauchbare Lösung.

Deswegen ist es jetzt vielleicht an der Zeit, sich Gedanken über die Formatfrage zu machen.

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